Grapschomat

In meiner Jugend kursierte noch ein Schlager mit dem Refrain: «Beiss nicht gleich in jeden Apfel, denn er könnte sauer sein!» – eine im Ton der fröhlichen Frivolität dargebrachte Lektion in Mässigung an die Adresse junger Frauen. Wobei der Apfel nur ein Sinnbild ist (in Wirklichkeit sind wohl eher Bananen gemeint). Offenbar ging man damals davon aus, dass Frauen wahllos Männer anknabbern würden, wenn man sie nur liesse. Immerhin war aber schon impliziert, dass ein Frölein wählen durfte, Weiterlesen...

Selbermetzgen

Auf die Gefahr hin, dass Sie mich fürderhin für gefühlskalt und verklemmt halten, bekenne ich: Ich hasse Filme und Bücher, die auf meine Tränendrüsen drücken oder mich fleischlich antörnen wollen. Brrr! Ich mag es einfach nicht, wenn bei mir Zwecks kalkuliertem Reflex der Stimulus-Response-Knopf gedrückt wird. Das gilt auch für alles, was «Provokation» schreit oder das Leuchtetikett des «Aufregers» trägt. Stefan Gärtner hat einmal in seiner WOZ-Kolumne geschrieben: «Eine künstlerische Weiterlesen...

Mensch, Robi!

«Menschen können am besten mit Menschen arbeiten, und das sollte auch so bleiben», las ich neulich und nickte unwillkürlich. Das scheint in der Digitalisierungs- und Technologie-Euphorie gerne vergessen zu gehen. Schon solchen Roboter-Visionen, die auf den ersten Blick einleuchtend und stringent aussehen, liegt bei genauerem Hinsehen oft ein unglaublich primitiv-mechanistisches Menschenbild zugrunde, das die Grundtatsachen menschlichen Daseins ausser Acht lässt.

Nehmen wir etwa die Polizeistreife, Weiterlesen...

Halb so wild?

Es entbehrte nicht der Ironie, dass ich ausgerechnet im Stau steckte, als Radio SRF das heurige Motto des Swiss Economic Forums erörterte, also: «Live the Wild. Freiheit, Mut, Vertrauen». Gerade Autos werden ja gerne als Freiheitsvehikel angepriesen, mit denen man schrankenlos durch die Wildnis brettert. Zur erfolgreichen Werbung gehört es wohl dazu, dass das Positive derart übertrieben wird, dass das Negative glatt unter den Tisch fällt. So erstaunt es niemanden, dass das Werbepublikum Weiterlesen...

Feministen / mÄrsche

Dürfen Männer Feministen sein? Diese Frage stellte die vorgestrige «20 Minuten»; es ging darum, ob Männer in einen Women’s March gehören. Der grüne Nationalrat Jonas Fricker wurde da zitiert: Feministinnen, die Gleichstellung forderten, ohne die Männer einzubeziehen, seien stehen geblieben; Frauenrechte seien Menschenrechte und daher auch ein Anliegen der Männer. Nun: Von mir aus dürfen Männer sehr wohl Feministen sein! Aber sie können keinesfalls Feministinnen sein.

Männer sollen Weiterlesen...

Büsichappe-Wulle

Nicht wenige Frauen haben eine Wolle auf den US-Präsidenten Trump, der sich als Mösengrapscher outete, und auch noch gynäkologische Untersuche aus der Gesundheitsversorgung kippen will. Eine Feministin hatte dazu die Assoziation, ein pinkes Maskottchen zu stricken: von Trumps Zitat «Grab’em by the pussy» («an die Muschi grapschen») über «Pussycat» («Miezekatze, Mädchen») zum «Pussyhat» («Miezenkappe, Muschihut, Weibermütze»). Vielen erzürnten Amerikanerinnen leuchtete das Weiterlesen...

Empathie abschaffen?

Der Winter geht weiter. Hier und offenbar in Belgrad. «Scheiss-Belgrad, verdammt nochmal!», fluchte neulich eine Frau neben mir im Zug. Sie war offenbar mit einem Hilfswerk vor Ort gewesen, um dort gestrandete Flüchtlinge mit dem Allernötigsten zu versorgen. «Eine Farce!», klagte sie Ihrem Gegenüber. Die Menschen fänden in der bitteren Winterkälte kein Dach überm Kopf, da Lager geschlossen worden seien. Nun versteckten sie sich überall in der Stadt, es stehe ganz schlimm um sie. Und Weiterlesen...

Hexensabbat 2017

An einer Wand der Post Wipkingen (selig) stand lange Zeit: «Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.» Mein Besserwisserinnen-Ich dachte dazu: Vielleicht hat der auch schon gewonnen – oder hats nicht nötig. Der Kampf als Lebensmaxime wirkt auf mich tötelig, verbissen, machoid – und irgendwie auch ein wenig wehmütig-romantisch eine Vergangenheit verklärend, in der ein Gegner noch klar umrissen war. Am Vorabend der Französischen Revolution konnte Schillers Räuber Weiterlesen...

Un-doing the Un-doing

Angesichts der regredierenden Gleichberechtigung stösst eine Feministin unweigerlich auf die beziehungshaften Rollen der Mutter und Hausfrau. Hier vollzieht die Genderdebatte geradezu eine Umkehrung der feministischen Forderung nach der Gleichwertigkeit weiblicher Lebensentwürfe: Nicht die Gesellschaft soll in politischen Prozessen die Lebensnotwendigkeit weiblichen Tuns anerkennen und die arbeitsintensive Gewährleistung menschlicher Bezogenheit gerecht entgelten – sondern die Frauen sollen Weiterlesen...

Kuckuckseier

Die Männerorganisationen haben die Care-Berufe entdeckt. Ihr Dachverband «männer.ch» hat die Internationale Kampagne «MenCare» Ende Mai in der Schweiz lanciert. Eine der 22 Initiativen fordert, unterstützt mit Gleichstellungsgeldern: «Mehr Männer in die Kinderbetreuung». Denn, so der Projektleiter, Lu Decurtins: «Nur 5 Prozent der Betreuenden in Kindertagesstätten und Kinderkrippen sind Männer. Das ist gleichstellungs- und bildungspolitisch problematisch», denn: «Speziell in den Weiterlesen...