Objet a

Es hat auch sein Gutes, ein weiblicher Teenager mit den arttypischen Fressattacken gewesen zu sein. Ich kann daher mühelos nachvollziehen, was die Psychoanalyse über das Begehren sagt: Nämlich, dass es grundsätzlich unstillbar ist. Mein Fressbegehren drehte sich um etwas schwer zu Beschreibendes; etwas Weisses, Weiches, Mildes; etwas, das ich in Marshmallows, kalten Kartoffeln, Camembert, entrindeten Butterbroten, Yoghurtglacé oder in einem Löffel voll Margarine, den ich in die Zuckerdose Weiterlesen...

Sag mal, Zett Vau Vau, …

… was bist du eigentlich auch noch: Ein Schildbürgerverein, die Zürcher-Verkehrsteilnehmerinnen-Verarsche, Beihilfe zum Umstieg aufs Auto?  Oder schlicht ein Ärgernis? Nicht dass ich etwas gegen Staatsbetriebe hätte, die finde ich richtig gut! Ich finde aber auch: Wer im  selbstgefälligen Habitus der Unfehlbarkeit Bussen austeilt wie du, sollte dafür zumindest einen plausiblen Grund haben. Zwar versteh ich ja, dass du bei notorischen SchwarzfahrerInnen Rot siehst. Aber glaubst du wirklich, Weiterlesen...

Profanes Fest!

Das Märchen vom Weihnachtsstress.

«Vor Weihnachten geben all die Vorbereitungen mit dem Advent und dem Heiligen Fest ordentlich zu tun. Das fängt schon im November an mit der Zubereitung von Quittenmus für die Pästli. Dann Pilze zum Verschenken einmachen. Als nächstes kommt der Advent. Der Kranz soll jedes Jahr noch origineller und brandsicherer sein. Bald darauf folgt der Samichlaus. Der Chlaus muss gebucht und mit Sündenregistern ausgerüstet werden. Von den Kindern unbemerkt muss man Weiterlesen...

Freiheit

Bisweilen werde ich von unumkehrbaren Einsichten geplagt, die sich in meinem Denken brachial Raum schaffen.

Also etwa so: Frau Müllers Oberstübchen, eine hübsch aufgeräumte kleine Bretterbude. Tischlein, Stühlchen, Bettchen usw. stehen in sinnvoller Ordnung da. Zwar ist nichts festgenagelt, alles schön beweglich, aber es bestehen dennoch Gewissheiten: Hier der Tisch, da der Stuhl usw. Stufe 1: Da kommt so eine Idee zu Besuch und räumt mal kurz alles um. «Ach so,» überlegt Frau Müller, Weiterlesen...

Putz-Kraft

Kämen Sie einmal spontan bei mir zu Besuch, so würden Sie eine Binsenwahrheit eklatant bestätigt finden: Dass nämlich jede Wohnung ein Spiegel ihrer BewohnerInnen ist. Bei mir also ein riesiges «kreatives Chaos». Das ist natürlich ein Euphemismus.

Nicht etwa, dass mir Ordnung und Reinlichkeit schnuppe wären! Immerhin habe ich einige Male eine Haushalthilfe eingestellt. Zunächst informell, weil ich dachte, es sei uns beiden damit geholfen: Die Immigrantin könne Geld verdienen, und ich Weiterlesen...

Eine lange Weile

Neulich fuhr ich mit meiner Tochter Auto. Unser Kater musste wegen einer lahmen Pfote zur Tierärztin. Plötzlich pfiff mein Teenie anerkennend und lobte: «Wow, da standen zwei tolle Schlitten!» Und ich: «Seltsam, dass du sowas bemerkst. Als ich in deinem Alter war, haben mich Autos überhaupt nicht interessiert.» Und sie: «Was hat dich denn interessiert?» Darüber musste ich lange nachdenken. Hatte ich Hobbys? Nicht direkt. Ich tat lauter langweiliges Zeugs. Liess mir per Versand Wolle Weiterlesen...

Lebenslang oder -breit

Doch, doch: Ich lerne gern. Seit ich aus der Schule gekommen bin, ist bestimmt kein Jahr vergangen, in dem ich nicht etwas Neues angepackt hätte: ein angefangenes Geschichtsstudium, das Proficiency, ein Studium als Sprachlehrerin, eine Zusatzausbildung für Werken und Zeichnen, das Videofilmen, die autodidaktische Fotografie-Ausbildung, Kurse an der Kunstschule, ein Teilstudium in Publizistik und Filmwissenschaft, den gestalterischen Vorkurs für Erwachsene, Schnittmusterzeichnen, Schweissen, Weiterlesen...

Keine Privatsache

Reden wir mal Klartext! Gerne bekenne ich, dass ich abgetrieben habe. Mein 20. Geburtstag im Spital war ein eindrückliches Erlebnis. Warum es so weit kam, kann ich bis heute nicht schlüssig begründen. Technisch war ich ja aufgeklärt. Am ehesten würde ich mein Verhalten rückblickend als partielle Unreife bezeichnen oder als Überrest pubertären Wunschdenkens, das sich über Kollisionen mit der Realität gewaltsam hinwegsetzt. Es war vor der Fristenlösung; ich musste darum zu einem Psychiater Weiterlesen...

Supermom

(Aus Ina Müllers geheimem Notizheft.)

Treatment für eine (Trick?-)Filmserie mit einer neuen Heldin: Supermom! Die Figur vereint Vorzüge beliebter HeldInnen in sich – von Batman das Aufräumen im Sumpf; von Spiderman das Spinnenhafte, aber anders: macht einen heimeligen Kokon, wickelt Opfer gnadenlos ein; von Supergirl die Figur, von Wonderwoman die Frisur, von Popeye den Spinat usw.). Eher nicht humorig, dafür erbaulich für die Massen belächelter Mütter, die sich von Elternzeitschriften Weiterlesen...

Hohe Zeiten

Jahres-Rück- und Vorschau: Wurde das Jahr im Einklang mit den Lebenszielen verbracht, sind diese überhaupt richtig gesteckt? Ich wollte ja einst gewerbsmässig fotografieren. Aber ein übles Zerwürfnis hat die Weichen anders gestellt. Einer Freundin gefiel damals meine autodidaktische Kunstfotografie; sie erhoffte sich von mir spezielle Bilder von ihrer Hochzeit. Für einen Assistenten reichte das Budget – eine Pauschale auf der Grundlage von 30 Franken pro Stunde – leider nicht, aber es Weiterlesen...