Kranke Gesundheit

«Gesundheit ist ein Konsumgut wie jedes andere auch und Gesundheitsversorgung nichts anderes als eine Dienstleistung» – so stand es als knackiger Quote in der neusten «NZZ am Sonntag», bezeichnenderweise in einem Artikel über die Digitalisierung der Schweizer Spitäler. Diese technokratische Auffassung von Gesundheit ist vielleicht mehrheitsfähig, aber stimmt sie auch?

Gesundheit ist leider ziemlich arbiträr verteilt. Einige strotzen bis ins Alter vor Saft und Kraft, andere kommen schon Weiterlesen...

Liberal? Extrem!

Als ich am Montag im Zug westwärts fuhr, fiel mir eine regionale Ausgabe von «20 minuten» in die Hände. Darin findet sich ein Interview mit der zukünftigen Baselbieter FDP-Erziehungsdirektorin Monica Gschwind. Quasi modellhaft lässt sich daran bürgerliches Denken analysieren.

Auf die (tendenziösen) Fragen betreffs Bildungsausgaben und Sparvorhaben antwortet Gschwind mit denkwürdigen O-Tönen aus dem Satzlexikon für neoliberale Sonntagspredigten: «Viele Jugendliche finden es gemütlicher Weiterlesen...

Psycho-Wettbewerb

Letzte Woche las ich im P.S. im erhellenden Interview mit Andreas Daurù zur drohenden Privatisierung der Integrierten Psychiatrie Winterthur: «Den Wettbewerb unter psychiatrischen Kliniken gibt es nicht, genausowenig wie den unter ‹gewöhnlichen› Spitälern, und zwar aus einem einfachen Grund: Es gibt in diesem Bereich keinen freien Markt.» Dem kann noch hinzugefügt werden: Es gibt in diesem Bereich eigentlich auch keine handelbare Ware, die auf einem freien oder gelenkten Markt einen Weiterlesen...

Ach, Berlin …

Vor zehn Tagen war ich zum ersten Mal in Berlin. Leider kann ich Sie nicht mit dem neusten Muss-man-gesehen-Haben versorgen, denn ich habe mich nur flüchtig umgeschaut. «Wie das?», werden Sie sich wundern, «Ist Frau Müller etwa nicht reisegewandt, neugierig und weltoffen?». Diese Frage möchte ich überspringen. Wahrscheinlich ginge es auch nicht als Geheimtipp durch, wenn ich erwähnte, dass ein Duvet, mit dem ich das Volumen eines übergrossen Koffers ausfülle, einem Weichei auf Reisen Weiterlesen...

Keine Privatsache

Reden wir mal Klartext! Gerne bekenne ich, dass ich abgetrieben habe. Mein 20. Geburtstag im Spital war ein eindrückliches Erlebnis. Warum es so weit kam, kann ich bis heute nicht schlüssig begründen. Technisch war ich ja aufgeklärt. Am ehesten würde ich mein Verhalten rückblickend als partielle Unreife bezeichnen oder als Überrest pubertären Wunschdenkens, das sich über Kollisionen mit der Realität gewaltsam hinwegsetzt. Es war vor der Fristenlösung; ich musste darum zu einem Psychiater Weiterlesen...

Sparspirale

Wir verstehen uns als zivilisierte Gesellschaft mit höchstem Wohlstand. Nun heisst es, dass wir uns unsere Bildung, unser Gesundheitswesen und unsere Altersvorsorge nicht mehr leisten können. Alles kostet angeblich zu viel und soll profitabel werden. Aber geht das überhaupt?

Wenn wir im Spital liegen, kümmert sich im Moment noch öffentliches Personal um uns und die Krankenkasse bezahlt. Nun müssen die Spitäler plötzlich rentieren und von der öffentlichen Hand abgekoppelt Weiterlesen...

Haushaltschaden

Ihre Kolumnistin sitzt mit gebrochenem Handgelenk und Gips drumherum vor der Tastatur und erfindet neue kreative Versionen des Zehnfinger-Systems: Mit schwebendem Arm, mit Kissen drunter, mit schräggestelltem Computer… Aber ich will nicht klagen: Immerhin bin ich in bester Gesellschaft, nämlich unter Frauen. Deren Normalfall besteht ja darin, dass mehr als die Hälfte ihrer Lebensarbeit nicht bezahlt und daher auch nicht versichert ist – Selbsthilfe ist das Motto.

Schlimm Weiterlesen...

Out of the Box

Allerlei Blödsinn muss eine sich zu Gemüte führen, die zum Jahreswechsel Zeitungen liest. Die Wirtschaftsprofessorin Monika Bütler verordnete in der NZZ am Sonntag als Neujahrsvorsatz und Krisen-Allheilmittel das kreative «thinking out of the box»: «Das Ungewohnte denken, frech und unternehmerisch handeln.» Und wo der Unternehmergeist haust, kann auch das Wohlfahrtsbashing nicht weit sein. Bütler zum Thema Sozialpolitik: «Wir haben, wie in fast allen Ländern, übertrieben … Die Kosten Weiterlesen...

Krankschrumpfung

Im August las ich im K-Tipp: Eine Frau, die halbseitig gelähmt, sehbehindert und herzkrank ist, erhält laut Bundesgerichtsurteil keine IV-Rente, obwohl sie komplett arbeitsunfähig ist. Unsereine (versiche­rungstechnische Laiin mit intaktem Glauben an das Soziale im Menschen) fragt sich: Wie kann das gehen? Nun, ein erster Schritt in Richtung sozialer Abstieg ist es ja, «nur» Hausfrau zu sein. Und so war es – wenig verwunderlich angesichts der beschriebenen Gesundheitslage – auch bei Weiterlesen...

Krankes System

Spitäler und Pflege-Einrichtungen finden nicht mehr genügend Personal. Gegen eine Rekrutierung in Billiglohnländern spricht nicht nur der Widerstand von dort gegen den Braindrain, sondern auch jede sozialpolitische Vernunft. Denn die Ursachen liegen hier und müssen hier behoben werden.

Vernachlässigte Ausbildung. Nicht zufällig steigen zuwenig Jugendliche in Gesundheitsberufe ein. Es handelt sich um einen klassischen Frauenberuf, und deren Ansehen ist leider in unserer Gesellschaft niedrig. Weiterlesen...