Halb so wild?

Es entbehrte nicht der Ironie, dass ich ausgerechnet im Stau steckte, als Radio SRF das heurige Motto des Swiss Economic Forums erörterte, also: «Live the Wild. Freiheit, Mut, Vertrauen». Gerade Autos werden ja gerne als Freiheitsvehikel angepriesen, mit denen man schrankenlos durch die Wildnis brettert. Zur erfolgreichen Werbung gehört es wohl dazu, dass das Positive derart übertrieben wird, dass das Negative glatt unter den Tisch fällt. So erstaunt es niemanden, dass das Werbepublikum Weiterlesen...

Stiftet Stiften Sinn?

Stiften ist in! Am Radio* hörte ich, dass letztes Jahr in der Schweiz so viele neue Stiftungen geäufnet wurden wie nie zuvor. Auch die Migros-Zeitung rührte die Werbetrommel für ein neues Buch** über Schweizer Mäzeninnen. Woher kommt nun plötzlich dieser unbändige Wille reicher Menschen, ihr Geld zu verschenken? Soll man sich darüber einfach nur freuen?

StifterInnen sehen sich selber offenbar als verwegene KämpferInnen um das Gemeinwohl, die dem schwerfälligen Staat überlegen sind und Weiterlesen...

Neulich auf der Post

Die Post macht sich gerade mit dem Verkauf der Postfinance-Kundendaten zu Werbezwecken unbeliebt. Natürlich ist es ärgerlich, wenn man zuerst genötigt wird, der Preisgabe zuzustimmen und erst hinterher die Gelegenheit erhält, sie abzulehnen. Die abgebrühte Konsumentin jedoch fährt die Strategie: Je aggressiver die Werbung, desto kategorischer die Konsumverweigerung. Anders in der Schalterhalle: Hier ist man der Geschäftemacherei schmerzhaft physisch ausgeliefert.

Immerhin die Kundschaft Weiterlesen...

Müllerinnen

Alles nur, weil ich Müller heisse! Hiesse ich Hempli-Hösli, dann wäre mir das Ganze erspart geblieben. Dabei heissen wir ja nicht mal gleich. Mutatis mutandis bin ich nämlich Ina Kruzifix Müller, und die andere Kruzifix Müller-Fidibus. Das interessiert aber niemanden – ausser mich, aber ich will ja auch nicht bezahlen (davon später mehr). Frau Müller-Fidibus hatte damals schon Mühe mit unserer quasi Gleichnamigkeit. Dass da einfach noch eine Kruzifix Müller daherkam und gleich in die Weiterlesen...

Mahnfinger/Heulsusen

Die geplante Änderung des Bau- und Planungsgesetzes bringt die Hirne der Gegner zum Kochen. «Das Wohnen wird in der Schweiz schleichend verstaatlicht», mahnt der Chefredaktor Felix E. Müller in der «NZZ am Sonntag» (14.9.). Zwar kann die Festlegung eines Mindestanteils an gemein­nützi­gem Wohnraum nach der Gesetzesrevision nur dann erfolgen, wenn die Grund­eigen­tümerschaft auch von einer erhöhten Ausnützung profitiert – aber das ist Müller wohl grad entfallen. Ebenso die Tatsache, Weiterlesen...

Geld im LP 21

Geld interessiert mich sehr. Es fuchst mich darum, dass Anfang März nicht an der «Nachhaltigkeitswoche» der ETH und Uni Zürich teilnehmen konnte. Dort stand unter anderem die Frage im Zentrum, ob man Geld nachhaltig machen könne und wie seine nachhaltige Verteilung aussähe. Da ich aber arbeiten (und Geld verdienen) musste, las ich eben die Veranstaltungsbroschüre und fand eine verblüffende Antwort von Daniel Straub (Initiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen) auf die Frage, wo Weiterlesen...

Stinktank

Nachdem die bürgerliche Schweiz zum Thema der Einwanderung ein lauwarmes Abstimmungs-Schlafwandeln lieferte (Kampf wäre ein zu heftiges Wort dafür), darf uns nicht wundern, dass Avenir Suisse nun zur Umsetzung der verlorenen Abstimmung tief in die neoliberale Trickkiste greift. Wieso hätte man auch in den Ring steigen und sich den Anzug zerknittern sollen, wenn man für jedes sich stellende Problem die passende Lösung a priori parat hat? Kann doch angeblich jede Fehlentwicklung im Kapitalismus Weiterlesen...

Pensionskassen: Alles wird Gut!

Vorgestern las ich im Tagi, dass man in der Schweiz ohne Zulassungshürde und auch ohne Aufsicht Pensionskassengelder verwalten kann. Das hat mich nicht erstaunt, denn es passt zu den übrigen Seltsamkeiten dieses Zwangsspar-Systems. Jedoch war ich erleichtert, auf Tagi Online zu erfahren, dass immerhin jene, die kollektive Kapitalanlagen verwalten, Vorgaben erfüllen müssen bezüglich Risikokontrolle und Geschäftsführung. Von diesen können die Privaten sich auf jeden Fall freiwillig und unverbindlich Weiterlesen...

Von Insulanern

Letzthin lauschte ich im Restaurant der Konversation zweier Schweizer. Es ging um Zypern. Der eine: «Ja, jetzt müssen sie halt den Gürtel enger schnallen.» Der andere: «Schon hart. Aber die haben einfach über ihre Verhältnisse gelebt.» Ich musste mich gar nicht umdrehen, um die Feistheit des Geldsacks zu bemessen, aus dem diese Stimme sprach. Ohne Worte verriet sie seine Verhältnisse: Offroader. Häuschen. Smartphone. Golfclub.

Ich bezahlte und trat vor die Tür. Da gondelte Weiterlesen...

alles jederzeit überall

Weitab vom Alltag sass ich im Bergell auf einem Bänklein, als eine Familie sich näherte. Sie wanderte sie ohne Landkarte, dafür aber mit dem Handy. Bei der nahen Weggabelung diskutierte man, welche Richtung zu nehmen sei, reckte das Telefon in die Luft, verglich mit den Angaben des Wegweisers, rätselte über dessen Aufschrift und ging dann weiter, nicht ohne die Wanderung weiterhin mit den Informationen des Gerätleins zu vergleichen.

Zwar weiss ich nicht, ob es sich um einen Ortungsdienst Weiterlesen...