Hexensabbat 2017

An einer Wand der Post Wipkingen (selig) stand lange Zeit: «Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.» Mein Besserwisserinnen-Ich dachte dazu: Vielleicht hat der auch schon gewonnen – oder hats nicht nötig. Der Kampf als Lebensmaxime wirkt auf mich tötelig, verbissen, machoid – und irgendwie auch ein wenig wehmütig-romantisch eine Vergangenheit verklärend, in der ein Gegner noch klar umrissen war. Am Vorabend der Französischen Revolution konnte Schillers Räuber Weiterlesen...

Wie harmlos ist die Mitte?

Mitten in den Wahlen gab es einen Aufruhr um Daniel Jositschs Ansicht, die SP müsse ihre Klientel vermehrt in der Mitte suchen und nach rechts wachsen. Dieser Sichtweise wurde bisher hauptsächlich mit Argumenten des Parteienkalküls und in Bezug auf zu gewinnende oder wegfallende Wähleranteile widersprochen. Mir fällt etwas anderes auf. Man geht da von der Prämisse aus, die angepeilte Mitte sei so etwas wie der Hort der Mässigung und Vernunft, wo sich die Extreme ausglichen und der gesunde Weiterlesen...

Unwillige

Mitten im hitzigen Hickhack, dem schwindelerregenden Strudel und der politischen Polemik um die richtige Umsetzung der grundfalschen «Masseneinwanderungs»-Initiative steht ein Fels in der Brandung: Es sind die Frauen! Und vielleicht noch die Alten (Frauen). Wir können es für alle richten. Unsere «ungenutzte» Fachkraft kann den Mangel beheben, unsere «brach liegende» Arbeitskraft kann die Lücke füllen, die inskünftig fern bleibende AusländerInnen hinterlassen. Wenn wir nur wollen. Wenn Weiterlesen...

Familieninitiative

Hinsichtlich weiblicher Familienarbeit sind wir gegenwärtig mit der SVP-«Familieninitiative» konfrontiert, die natürlich blanker Unsinn und ganz klar abzulehnen ist. Dies untermauern Argumente, die von links bis deutlich bürgerlich akzeptiert sind: Dass gar keine realen Auslagen abgezogen würden, dass höhere gegenüber niedrigen Einkommen begünstigt würden, dass Steuerausfälle drohten, die zu Sparmassnahmen führen würden, von denen wiederum Frauen zuerst betroffen wären, etwa in den Weiterlesen...

Don’t ask me…

Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich gehöre keiner Partei an, sondern ich sympathisiere mit verschiedenen linken Parteien. Somit darf ich mich zum begehrten Kreis der WechselwählerInnen zählen. Während die Parteien mit der Unterstützung ihrer Mitglieder selbstverständlich rechnen, buhlen sie im Wahlkampf recht eigentlich um unsere Stimmen. Je passender eine Partei sich uns in der Vergangenheit gezeigt hat, desto eher wird ihre Liste verwendet. Am wichtigsten sind jedoch die Menschen, und die Weiterlesen...

Gemeinsame Sorge

Der Blick, Fachblatt für Kampagnen-Journalismus, wirft wieder einmal das ganze Gewicht seiner 200’000er-Auflage in die Waagschale für die «gerechte» Sache: die gemeinsame elterliche Sorge nach der Scheidung. Aber, aber, werden Sie einwenden, kann man denn ein Blatt ernst nehmen, das auf der ersten Seite oben Tote in Haiti betrauert und auf der gleichen Seite unten blutte Titten besabbert? Man muss, leider, man muss!

Denn der Blick hat ein grosses Publikum, das diese Zeitung im Glauben liest, Weiterlesen...

Wolf im Schafspelz

Ein neues Gesetz soll die Rollenverteilung der Eltern nach einer Trennung zwingend festlegen. Es trägt den schönen Titel «gemeinsame elterliche Sorge», der Gerechtigkeit und Kindswohl suggeriert. Das ist irreführend. Ginge es wirklich um Gleichstellung, würde ich sofort zustimmen. Aber hier haben wir es mit einem klassischen Wolf im Schafspelz zu tun. Die neue Regelung betrifft in keiner Weise die Zeit, in welcher Eltern sich gemeinsam um ihre Kinder kümmern. Nicht das elterliche Engagement Weiterlesen...

Meno- wie bitte?

Obwohl zurzeit erst Herbst ist, kann heute schon das Unwort des Jahres gekürt werden. Es ist nämlich höchst unwahrscheinlich, dass einer (und ich meine: einer) in der verbleibenden Zeit etwas absondern wird, was noch dümmer, niveauloser, sexistischer, misogyner und von historischem Bewusstsein unbeleckter sein wird als: die «Menopausenfraktion».

Zuletzt gehört wurde der Begriff am Rande des SP-Parteitages aus dem Munde eines Delegierten. Er wollte damit jene SP-Frauen über 45 bezeichnen, Weiterlesen...

Hedomist

Der linke Hedonist ist ständig am Ausmisten. Hart im Raume stossen sich die vielen Sachen, die das Single-Dasein so hip machen. Eine vollgestopfte Wohnung ist aber nicht in, das ästhetische Empfinden leidet. Viel inner ist eine leere Bleibe, die aussieht, als komme der Bewohner mit ganz wenigen Dingen aus. Im Grunde seines Herzens ist der linke Hedonist nämlich ein Rebell oder zumindest ein lonesome Cowboy. Sein Feind ist das Spiessbürgertum. Nase rümpfend schaut er auf die Kleingeister herab, Weiterlesen...