Chicks on Wheels

Statistik war nie mein Lieblingsfach, darum breche ich mir die Dinge gerne tubelisicher herunter. Also etwa so: Angenommen, Tausend Frauen verbrennen 2011 300 Grillhühner. Tausend Männer verderben im selben Jahr 200 Gummiadler. 2012 brennen die Frauen nur noch 225 Güggeli an (eine Verbesserung um 25 Prozent!), die Männer noch 170 (eine Verbesserung um nur 15 Prozent). Wer hatte insgesamt weniger Grillunfälle? Richtig: Die Männer – trotz schlechterer Verbesserung! Nun sei es aber so, dass die Männer nur halb so häufig kochen wie die Frauen. Welcher Schluss trifft eher zu? Hypothese 1: Bereiteten die Männer ebenso oft Essen zu wie die Frauen, würden sie doppelt so viele Brathühner verderben (und somit mehr als die Frauen) – weil Männer von Natur aus nicht kochen können! Hypothese 2: Kochten Männer und Frauen gleich oft, hätten sie gleich viel Routine und würden deshalb wohl etwa gleich viel anbrennen lassen.

Ok, das war leicht. Aber damit lässt sich im Journalismus kein Huhn hinterm Ofen hervorlocken! Flugs abgeschaut bei den Profis (Oder: Wie man eine Zeitungsente erfindet, z.B. zum Thema «Frau am Steuer»). Erstens: Man nehme Zahlen von irgendwelchen Studien, deren mathematische Bewandtnis man möglichst nicht versteht. (Falls doch, auch nicht tragisch: Man rücke unbeirrt zum nächsten Punkt vor.) Zweitens: Man operiere ein wenig nach Gutdünken und Handgelenk mal Pi mit dem Zahlenmaterial herum, bis es passt. Drittens: Man erhebe ein Geschrei auf sämtlichen Kanälen, insbesondere wenn das Resultat: a) eine populistische Volksweisheit wenig überraschend bestätigt; b) gegen eine ethnische Minderheit, eine gesellschaftlich schwächer gestellte Gruppierung, einen sonstwie ausgegrenzten Menschenschlag oder gegen Frauen geht (Optimalfall = Aufreger); c) so genannt politisch nicht korrekt ist (Idealfall = Brüller). Viertens: Man ignoriere oder widerlege Einsprüche, oder falls dies nicht hinhaut, integriere man sie als «Stellungnahmen», nicht ohne es besser zu wissen oder immerhin Titel so zu setzen, dass die eigene Aussage trotzdem stimmt (denn wer liest schon das Kleingedruckte). Fünftens: Man freue sich über die prompt und zahlreich abgesonderten Dumpfbacken-Blog-Einträge und zensiere jene, die sie sachlich berichtigen. Sechstens: Auswertung der Verkaufs- und Klickzahlen – tipptopp, momoll, Qualitätsjournalismus!

Und darum gilt jetzt eben: «Setzt man die gefahrenen Kilometer in Relation zur Unfallhäufigkeit, ist das Risiko der Frauen sogar doppelt so hoch. Das zeigt auch die Studie der bfu» (srf.ch). Dies obwohl die bfu sich vehement gegen die offensichtlich falsche Rechnung stemmt, da sie die Fakten in ein rein hypothetisches Gegenteil extrapoliert (s. exemplo Güggeli). «Frauen häufiger in Unfälle verwickelt» klingt auch gut – es kommt ja nicht drauf an, dass sie vor allem Unfallopfer sind und dabei auch noch schwerer verletzt werden als Männer (der einzige biologisch bedingte Unterschied zwischen den Geschlechtern in dieser Sache). Wichtig ist nur eins: Wenn Sie heute «SUVA Unfall Auto Frauen» googlen, lesen Sie lauter Schlagzeilen, die belegen, dass Frauen mehr Autounfälle bauen als Männer. Obwohl es genau umgekehrt ist. Aber immerhin: q.e.d.