… was bist du eigentlich auch noch: Ein Schildbürgerverein, die Zürcher-Verkehrsteilnehmerinnen-Verarsche, Beihilfe zum Umstieg aufs Auto? Oder schlicht ein Ärgernis? Nicht dass ich etwas gegen Staatsbetriebe hätte, die finde ich richtig gut! Ich finde aber auch: Wer im selbstgefälligen Habitus der Unfehlbarkeit Bussen austeilt wie du, sollte dafür zumindest einen plausiblen Grund haben. Zwar versteh ich ja, dass du bei notorischen SchwarzfahrerInnen Rot siehst. Aber glaubst du wirklich, das sind jene KundInnen, die dir jährlich für Tausende von Franken Netzpässe abkaufen?
Klar, wir sind Schussels. Mama-, Papa-, Bubi-Schussel. Man vergisst halt mal sein Abo. Neulich trafs wieder unseren Spross. Das Kind ging artig am Schalter vorbei und rückte 5 Mäuse raus. Eine Busse folgte auf dem Fusse; man sollte 100 Franken bezahlen, stand da. Begründung: persönliches Abo vergessen. Ich kratzte mich am Kopf: Das hatten wir doch erledigt. Wieso gibt das eine Busse? Wo ist diese Quittung!
Gleichwohl träumte mir, deine Eintreiber beim TaxCenter Inkasso der Postauto Schweiz AG seien sicher total nett. Ich wolle gleich mal anrufen und den Irrtum aufklären. Denkste! Die wussten nichts und konnten auch nichts nachprüfen. Die Dame: «Ich habe leider keinen Zugriff auf die Datenbank, da müsste ich eine interne Nachforschung anstellen, das kostet 30 Franken.» Ich dachte zunächst, ich hätte mich verhört. Ist aber eine prima Geschäftsidee! So könnte ich z.B. meiner verehrten Leserschaft eine Busse für «Kolumne-nicht-fertig-Gelesen» ausstellen, und wer sich wehrt, kriegt eine Nachforschungsgebühr angedroht. Woher soll ich ahnen, wer von den 5000 Beglückten mir ins Telefon plärrt, ich sitze grade in der Badewanne! Und dann sag ich, wie die von deinem Inkasso: «Sie müssen an dem Schalter fragen, wo Sie die fünf Franken bezahlt haben, die müssten das wissen.» Dort fand man zwar auch nicht heraus, wo’s bei dir klemmt, konnte dir aber nach einem Blick in die viereckige Zauberkiste bestätigen, dass wir alles richtig gemacht hatten und die Busse nichtig war. (Und ausgerechnet diesen nützlichen, höflich und lustig bestückten Schalter der SZU in Langnau willst du jetzt schliessen, ZVV, das sieht dir mal ähnlich!)
Damit hattest du aber noch nicht ausgetrumpft. Kürzlich vergass das Schusselkind tatsächlich, sein Abo zu verlängern und fiel rein. Die Busse, ein blauer Schein, muss wohl sein. Aber der «Zuschlag Staffelung 2. Fall 40.00» ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Aus Erfahrung leider klug, hab ich dir diesmal geschrieben und dir alles genau erklärt, damit du nicht Kinder mit erfundenen Zuschlägen aus erfundenen Bussen schikanierst. Da hast du um die 40 faulen Eier zurückbuchstabiert. Aber was du eben nicht hast: Grösse, Edelmut, ein Einsehen gezeigt. Statt «Storno» oder «Fehlbuchung» hast du die Rückbuchung mit «Kulanz» bezeichnet. Sonst alles gut bei dir? Kulanz ist etwas ganz anderes. Kulanz kennst du nicht mal aus dem Fernsehen. Hättest du auch nur einen Anflug von Kulanz, dann hättest du zumindest das Einschreibe-Porto für die Korrespondenz, zu der du mich genötigt hast, zurückerstattet. Du jedoch, mit scheinheiligem Bedauern: «Die Portogebühren werden wir Ihnen leider nicht rückerstatten.»
Leider ist das total schlecht für dein Image. Stell dir vor, ich würde dir nun nach deinem Tarif meinen Aufwand verrechnen: Telefonische Nachforschung, 30.– / Telefongebühr 5.– / Nachforschung am Schalter 30.– / Wegpauschale zum Schalter 20.– / Aktenstudium zuhause 30.– / Schriftverkehr 30.– / Porto 6.–, macht total 151.– Stutz, plus 40.– für allfällige Mahngebühren. Da würdest du mich für ein komplettes Arschloch halten. Das wär schade! Aber ziemlich sicher einen kleineren Ruf schädigend als deine seltsamen Methoden zur Generierung von Zusatzeinkünften.