Busimess

Es sind ja schon Leute aus meiner Wohnung ausgezogen, weil sie mich und meine Entourage für Messies halten. Ich selber finde meinen Geisteszustand nicht gar so schlimm, immerhin leide ich manchmal auch unter meiner selbst verursachten Unordnung. Und schliesslich ist auch wieder eine Untermieterin eingezogen, und die hat bis jetzt nicht reklamiert. Allerdings haben wir ihr kürzlich einen Abfallsack geschenkt – damit sie Bekanntschaft schliesst mit der Institution Gebührensack und ihren Güsel nicht länger im Zimmer behält.

So will ich denn ein Vorbild sein. Und weil in Basel Schulferien sind, habe ich Zeit, um schon länger anstehende Pflichten in freier Selbstorganisation zu erledigen. Die Pendenzenliste lautet: 1. Aufräumen, 2. Haare schneiden (mit Coiffeuren stehe ich auf Kriegsfuss), 3. Ideen und Bildmaterial suchen, um damit packenenden Zeichenunterricht zu entwerfen, 4. Kolumne schreiben. Nachdem das Kind zur Schule gegangen ist, liegt der Tag in voller Länge vor mir. Ich beginne mit dem Kopfputz: Eine frische Frisur ist wie ein frischer Wind, bringt Schwung und Energie! Erster Versuch. Es muss ein rechtes Stück ab. Die Schere knirscht sich rein. Hm. Wie hab ich das letztes Mal gemacht? Lassen wirs gut sein – ich dusche die abgeschnippelten Haare runter.

Zum Arbeiten muss ich erst mal den Tisch abräumen. Und die Zeitung lesen. Da sind bestimmt viele Bilder und Ideen drin. Dann noch ein zweiter Kaffee, das fördert die Konzentration. Hab auch noch nichts gegessen heute, am Morgen wars einfach zu früh. Ein Uhr; die geistige Arbeit wartet mit einem Nullresultat auf, und die Hände dürfen auch nicht länger ruhn, denn ein Blick in den Spiegel zeigt: Nachschnitt, nochmals duschen.

Auf der Suche nach anregendem Material durchforste ich Papierberge, ordne sie von hier nach da und von da nach dort. Ja, Ordnung tut der Seele gut. Gleich noch die ungelesene Post bewältigen. Ein Couvert ist von meiner neuen Basler Pensionskasse: Gesundheitsprüfung. Danke, dass Sie mich an meine Krankheit erinnern – ich wollte grade über die Stränge schlagen. Nun ist die Luft draussen.

Dann werde ich eben ausmisten. Der Frühling kommt! Weg mit den Winterkleidern. Diese uralte steife Lederhose hier: Wer will den sowas noch tragen? Geht die überhaupt noch? Ich muss es ausprobieren. Da ich gerade keine Kleider anhabe, kann ich gleich noch hie und da eine störende Strähne wegschneiden. Ein riesiger, braun wollener Berg liegt mittlerweile im Waschbecken. Dritte Dusche. Mit der alten Hose und der neuen Frisur sehe ich genau so aus wie vor 20 Jahren (jedenfalls von weitem)! Der Tag ist gerettet.

Unterdessen ist es 17.30 Uhr. So putzt man effizient: Noch 20 Minuten, bis das Kind aus dem Hort abgeholt werden muss. Also geschwind das Gerümpel aus dem Weg geräumt, diverse Kleinteile aufgepickt und ins Kinderzimmer geschmissen, den Staubsauger aus dem Schrank gezerrt, auf dem Weg zum Bad hektisch hier und da die gröbsten Flusen aufgesaugt – und dann verschwindet ein Pelz, mit dem man gut eine neue Perücke hätte bestücken können, mit dumpfem «Whop» und «Schlorz» in der dröhnenden Röhre.

Gleich folgt die Familienzeit, Arbeit wurde erfolgreich vereitelt. Immerhin 120 Franken Coiffeur gespart! Und morgen ist auch noch ein Tag.