Der linke Hedonist ist ständig am Ausmisten. Hart im Raume stossen sich die vielen Sachen, die das Single-Dasein so hip machen. Eine vollgestopfte Wohnung ist aber nicht in, das ästhetische Empfinden leidet. Viel inner ist eine leere Bleibe, die aussieht, als komme der Bewohner mit ganz wenigen Dingen aus. Im Grunde seines Herzens ist der linke Hedonist nämlich ein Rebell oder zumindest ein lonesome Cowboy. Sein Feind ist das Spiessbürgertum. Nase rümpfend schaut er auf die Kleingeister herab, die alles aufheben müssen. Anal fixiert kommen sie ihm vor und mindestens so miefig wie die Stube seiner Grosstante mit Kuckucksuhr, Stilmöbeln und Plastikblumen auf Beistelltischen in jeder Ecke. Nebensache, dass die Grosstante all den Kram im Laufe eines Lebens angesammelt hat, während er so alle fünf Jahre das zeitgeistige Äquivalent eines Grosstantenhaushalts der Verbrennung oder der Brockenstube zuführt.
Es versteht sich von selbst, dass die linke Hedonistin ein rechtes Geld verdient – sie ist ja nicht maso. Oder sie hat einen schlecht bezahlten Szeni-Job, dafür aber eine subventionierte Wohnung im Zentrum, damit trotzdem noch genug Zeit und Geld für die Freizeit übrig bleibt. Diese Wohnung, die sie sich als arme Studentin ergattert hat, steht ihr nach eigenem Ermessen auch 10 Jahre nach Abschluss des Studiums noch zu. Schliesslich wäre es für sie nicht zumutbar, in einem ollen Neubau in Neuaffoltern zu wohnen. Denn dort leben nur Bünzlis freiwillig, und man kann tagsüber nicht ausschlafen, weil die doofen Goofen rundherum immer Krach machen. Dann noch lieber Verkehrslärm!
Leute mit Kindern findet der linke Hedonist sowieso super uncool. Voll fixiert auf ihren Nachwuchs, saufen und rauchen nicht mehr, kommen nur jeden zweiten Freitag in den Ausgang und gehen um elf wieder – angeblich weil sie müde sind. Aber der Hedonist weiss es besser: Sie sind einfach bapig oder mamig geworden. Echt peinlich, wie sie mit den Sabberlätzen herumduziduziduzen und was sie für ein Trara um die Kinder machen. Wenn er selber welche hätte, würde er das viel relaxter angehen. In Afrika müssen die Kinder schliesslich auch nicht immer im Mittelpunkt stehen. Nun, das Familienschicksal wird ihn zum Glück nicht ereilen – er lebt schliesslich streng unabhängig. Die Welt ist sowieso überbevölkert (wahlweise: am Untergehen), und es gibt Wichtigeres im Leben als die blosse Reproduktion.
Reisen zum Beispiel, das ist völkerverbindend. Frieden ist auch wichtig. Oder Ausgehen. Wer immer zu Hause hockt, ist ja echt borniert. Das Privatleben muss in die Öffentlichkeit, sonst ist es nicht politisch (oder wie war das nochmal?). Allzuviel Politik verdirbt aber die gute Laune. Die ewigen Nörgler, Moralisten, Ideologen und Ökofundis gehen der Hedonistin mächtig auf den Wecker. Die gönnen ihr einfach ihr easy Life nicht und halten sich noch für was Besseres. Die linke Hedonistin ist wenigstens eine ehrliche Egoistin. Jede ist sich schliesslich selbst die Nächste. All die unsexy Gutmenschen mit ihrem Helfersyndrom verkennen, dass sie bloss ihr Gewissen beruhigen wollen. Die reinste Selbstbefriedigung. Sicher ist der Menschheit mehr geholfen, wenn alle sich selber zu mehr Kultur, Design und Lifestyle verhelfen. Das gibt Jobs in der Partyszene, in der Dritten Welt und in den Brockenhäusern. Und uns allen mehr Feng Shui. Peace!