Heute will ich Ihren Brief- als meinen Beicht-Kasten missbrauchen und Ihnen eine Anekdote mit Füdlitätsch aus meinem Mutterdasein anvertrauen. Lustig wirds leider erst am Ende, aber da müssen Sie nun durch.
Stellen Sie sich eine Kleinfamilie mit sechsjährigem Spross auf einer schönen Wanderung vor: Rückweg von der Maighelshütte zum Oberalppass, ca. 3 Stunden gemütlich gehen. Man hat zwar kaum geschlafen, weils in der Alphütte hoch zu- und herging, ist aber dennoch frohen Mutes, da die Landschaft schön ist und der Aufstieg Tags zuvor gelungen war. Was könnte da beim Abstieg schiefgehen? Nun, so allerhand. Erster Fehler: dem Kind eine Mitsprache gewähren. Familienrat: Hm, der Umweg über den Laj da Tuma ist zwar steil, aber sicher schön und das Kind badet ja gern – könnte aber zu müde werden, also besser nicht. Kind: «Uääääää! Ich will zum SEEEEE!!». Auf halbem Weg zum See ermattet es jedoch und will jetzt weder vorwärts noch rückwärts laufen. Zahlreiche Lockversuche, Argumente, Drohungen, Zurücklassungen, Wiederumkehrungen, Flüche, Abschleppungen und etwa eineinhalb Stunden später bewegt sich das Kind tatsächlich vom Umweg zurück auf den Hauptpfad. Aufatmen, Zvieri, nun aber zum Bahnhof! Denkste. Kind lässt sich jetzt ständig zurückfallen, um unter Geheul zu fordern: «Mit Mama laufen!» Aber nur, bis Mama umgekehrt ist und Kind abgeholt hat: Dann wieder stehen bleiben, schmollen. Dies etwa zehn Mal. Zweiter Fehler: Ein Gewitter zieht auf, bald fährt der letzte Zug, es eilt. Dritter Fehler: Die Eltern schieben Panik, wettern und toben im Turnus. Vierter Fehler: Zuletzt gibts Füdlitätsch, leider wirklich nicht zu knapp, und einen einzigen dosierten Klaps auf den Hinterkopf. Der schwärzeste Tag seit Kindes Geburt. Aber es will jetzt plötzlich ohne Pause und ohne weitere Motivationsversuche schnurstracks zum Bahnhof …
Kinder schlagen finde ich wirklich das Hinterletzte, und die meisten Eltern, die ich kenne, denken so. Sie machen sich wenn immer möglich anders Luft: Mit Delegieren, Strafen, Lachen, Auf-10-Zählen, Schreien, Davonlaufen, Sich-Aussperren, Kind-Einsperren, Geschirr-in-die-Ecke-Werfen, Badetücher-Zerreissen, usw. Aber manchmal hat mans einfach nicht im Griff. Und wer von euch Eltern ohne Schuld ist, der werfe nun den ersten Stein.
Doch jetzt wie versprochen zum Witz. Es soll ja ein Gesetz kommen, das Eltern das Schlagen von Kindern verbietet. Einverstanden. Aber wie anwenden, wo die Grenze ziehen? Ein Psychologe Namens Spielmann präzisiert im «punkt.ch»: Drei Ohrfeigen pro Kindheit liegen drin. Ob es auch auch zwei Ohrfeigen und zweimal Schütteln sein dürfen, oder fünf Schläge auf den Po oder dreimal an den Kleidern nach Hause schleifen – darüber schweigt Herr Spielmann sich aus.
Wichtig ist ihm vor allem: «Eine Ohrfeige oder einen Klaps sollte man nicht in emotionalen Situationen einsetzen. Da müssen die Eltern lernen, sich zu zügeln.» Will heissen: Nicht im Affekt schlagen, sondern zuerst still in sich gehen, Pro und Kontra abwägen. Dann ruhig auf das Kind zugehen und emotionslos, aber gezielt eine Ohrfeige austeilen – es darf ruhig eine saftige Backpfeife sein, so dass der Kopf herumfliegt und auf der Wange fünffingrige Striemen leuchten. So lange es nur drei Mal vorkommt!