Ding-Dong

Eine meiner Lieblings-Kolumnen ist Hans Menz’ Humorkritik in der «Titanic». Wenn er in Pension geht – hoffentlich noch lange nicht –, will ich seinen Job übernehmen. Dann kündige ich meine Stelle und schaue, lese und höre den ganzen Tag nichts als höheren Blödsinn! Zum Thema niederer Blödsinn habe ich vorab schon mal Herrn G.s Kolumne ausgewertet. Na, Sie wissen schon: Der Herr mit den Hamsterbäckchen, der gewinnend auf der Rückseite der Abendzeitung lächelt. Ein statistischer Zufallsgenerator (Griff in den Altpapierstapel) lieferte mir ein fast lückenloses Sample im Umfang eines Monats.

1. Der Tatort am Wochenende hat G. nicht gefallen. Er verlangt mehr Herren mit Stil «(ohne ie)». Kastraten? Ein Rausch muss her – gratis auf dem Weinschiff, so kann er 2. bemängeln, dass die Loriot-Weine fehlen und die Herren säuerlich aus dem Katalog schauen. 3. Camus’ 100. Geburtstag wird in Hildebrands Vita mit seiner Neuen verwurstet, einer 4.5 Mia. «schweren» Russin und «Waisen» (Weisen? Waise?). 4. Der Twitter-Chef sei ein Abzocker, seine Aktionäre von «unbelehrbarer Doofheit». 5. Die Bluttheit Miley Cyrus’ wird getadelt. Noch schlimmer fände G. nackte ältere Opernsängerinnen (erstaunlich!). Gegen die tägliche Erotikwerbung unter seiner Kolumne hat er aber offenbar nichts. 6. Wegen dem Taifun auf den Philippinen sollen wir alle auf das Privatkonto seines Promifreundes spenden. 7. Trotz Weltschmerz «Schawinski» geschaut, nun Empörung über die Abhörung der armen Kopps durch Moritz Leuenberger persönlich. 8. G. fordert für Flugzeuge als Ort der Stille und «des wohligen Genuss» weiterhin Handyverbot. 9. Jetlag! Es reicht nur für die Abschrift eines Fragebogens von Proust. 10. Für die Initiative gegen die Prostitution wird die CVP-Nationalrätin Streiff-Feller gebasht – «Das Schwein ist wieder nur der heterosexuelle Mann!» – und wegen «Verbotitis» der Linken allgemein. (Nr. 8 ist bereits wieder aus dem Sinn.) 11. Zürichs Polizeivorsteher Richard Wolff kriegt aufs Dach: Sein hohes Jahressalär sei ihm gegönnt, aber er werde «nicht fürs Aussitzen bezahlt». Doch anscheinend gönnt G. niemandem etwas, der links von Rechts einen Posten hat, 12. also auch der CVP-Nationalrätin Kathy Riklin weder ihre diversen Wohnsitze noch ihren Single-Status. 13. Tritt in den Arsch all jener, die nachts in Zürich ruhig schlafen wollen. 14. Ein luzider Moment: Mike-Shiva wird als skrupelloser Abkassierer entlarvt – endlich! 15. Rekordlange Kolumne, wo Heidi Klum ihr Fett wegkriegt und zweimal das Wort «flächendeckend» vorkommt. 16. Heute ist G. wegen Fernsehkonsums so hässig, dass er nicht klar schreiben kann: Irgendetwas gegen Claude Longchamp. 17. Verena Diener sei ein Unmensch, weil sie gegen die reine Nächstenliebe der automatischen Organspende ist. 18. Ein positiver Ausreisser: Dieter Bohlen sei ein Rassist. 19. Der Neid schlägt wieder durch: auf «den Bündner», der pro Kopf am meisten finanzielle Unterstützung erhält.

Zusammenfassend lässt sich analysieren, dass das Gefäss «G. mailt» in gebotener Kürze mit Spontaneität und Lebensnähe gefüllt wird. Die literarische Stimmung ist etwas sehr von Missgunst und Negativität geprägt. Hingegen könnte sich das «post scriptum» punkto Themenvielfalt und Unverfrorenheit eine Scheibe abschneiden. Wundern Sie sich also nicht, wenn es Ihnen hier demnächst nur so glögglet!