Hopp Schwiiz, Toni!

Toni Brunner will die Ehe für ImmigrantInnen ohne Aufenthaltsbewilligung verbieten. Und viele rechtschaffene Parlamentarier stimmen ihm zu. Sie wissen: Diese Menschen sind zwar hier. Aber es war ursprünglich nicht erlaubt, und darum dürfen sie jetzt grundsätzlich gar nichts mehr. Ausser atmen, Klo und 5.– Migrosgutschein. Sonst wird es denen noch allzu gemütlich im Untergrund oder im Gefängnis oder in der Asylunterkunft, diesen parasitären Mäusen in unserem goldigen Schweizer Haberstroh.

Für den Schweizer Wohl(an)stand ist ja klar: Wenn jemand ohne schweizerisch geprüfte Existenzbewilligung heiraten will, dann ist das sowieso Bschiss. (Kein Bschiss ist: 1. In Billiglohnländern produzieren, denn daraus entsteht mehr Mehrwert und das ist gut für die Schweiz. 2. Steuern hinterziehen, denn es ist ja kein Betrug. Man hat dann einfach mehr Geld, um weiter die Wirtschaft anzukurbeln. 3. Die Produktion in einem Offshore-Gebiet unter Aushebelung von Arbeitsgesetzen, denn die Regierung vor Ort war ja damit einverstanden, und es schaut einfach mehr heraus, wenn die Leute soviel wie möglich arbeiten und so wenig wie möglich Umstände machen mit Arbeitszeiten, Schutzmassnahmen und so – die Menschen machen übrigens freiwillig mit, die arbeiten lieber einige Stunden länger und verdienen ein paar Rappen mehr. 4. Zusammenarbeit mit Diktaturen, weil da unten in Afrika kommt ja eh niemand draus, wer nun das Sagen hat und warum. 5. Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, denn die schlagen sich auch ohne schweizer Panzer die Köpfe ein. 6. Mineralwasser aus Dürregebieten abpumpen und in Flaschen füllen, denn erstens dürfen das dann alle kaufen, die wollen, und zweitens ist Nestlé doch ein hipper Bränd. 7. Für einen Staudamm-Bau Exportrisikogarantie beziehen, denn die Türken haben hoch und heilig versprochen, dass die betroffenen Dörfer ganz lieb umgesiedelt werden. 8. usw.)

Wer von Anfang an am richtigen Ort lebt und sich an die erlaubten Gesetzesumgehungen hält, der braucht ja nicht seine Identität zu verstecken. Und zu seinen Papieren muss man halt Sorge tragen; Toni bewahrt seinen Pass darum im Safe und seine ID nie in der Hosentasche auf – dann gehen sie auch nicht verloren und man hat sie sofort zur Hand, wenn man heiraten will.

Wenn einer wie Toni Brunner heiratet, dann ist das natürlich aus Liebe (Geld ist kein Thema, das hat man einfach). Die Ehe wird auch regelmässig und ordnungsgemäss vollzogen; es wird eine Strichliste geführt, falls doch mal jemand nachfragt. Sicher findet es der eine oder andere unserer senkrechten Parlamentarier ausserdem ganz nützlich, dass man auch vor- oder ausserehelich zum Vollzug kommt. Natürlich nicht mit solchen scheinverheirateten Nutten. Nur mit echten Tänzerinnen, die ein legales Künstlerinnen-Visum haben. (Sag mal, Toni: An welcher Kunstschule wird denn eigentlich Tabledance und Prostitution gelehrt?)

Kein senkrechter Schweizer (siehe oben) kann es gutheissen, wenn jeder dahergelaufene Nobody einfach in unser Schweizer Land heiraten darf und aus dem schön ordentlich zu Würfeln gepressten Geld wie Heu ein Hälmlein rauszupft und sich dann vermehrt wie die Karnickel und dann zupfen auch die noch, und am Ende geht die ganze schöne Weltordnung flöten und wir sind dann vielleicht alle gleich arm! Gäll, Toni, oder?!