Quoten her!

Unsere krisengeschüttelte Zeit! In den Zeitungen nur Finanzkollaps, Kriege, Naturkatastrophen; Bankgeheimnis, Umweltzerstörung, Flüchtlingsströme. Nur etwas ist noch schlimmer – am 24. März (merken Sie sich diesen schwarzen Tag) prangte es schweizweit auf der Titelseite: «Schulalarm: Buben leiden unter Frauen».

Das lässt Übles ahnen. Eine Verschwörung von Frauen, Buben generell schlechtere Noten zu geben? Eine VPM-ähnliche Sekte von Männerhasserinnen am Drücker? Buben kriegen Schläge, Mädchen nicht? Lehrerinnen missbrauchen Knaben sexuell? Weit gefehlt – es ist noch katastrophaler: «An den Primarschulen unterrichten fast nur noch 20 Prozent Lehrer. Der Rest sind Lehrerinnen.» Also, derartige Banausen lässt man auf die Kinder los! Denn Sie wissen ja, welches Teil jemanden grundsätzlich zum Schulegeben qualifiziert. Dass die Schule «zu einem weiblichen Biotop geworden» ist, beklagt Allan Guggenbühl nicht umsonst – immerhin haben Buben deswegen jetzt «schlechtere Noten, öfters den Verleider, brauchen mehr Time-outs, werden öfter von der Schule verwiesen und sind beim Schulpsychologen übervertreten.» (Letzteres sollte Guggi jedoch nicht verdriessen, er lebt ja davon.)

Das Übel hat lange geschwelt: Dass die Lehrerinnen auf der Primarstufe in der Überzahl waren, hat die Männerwelt noch hingenommen – dieses tiefe (Lohn-) Niveau haben sie den Frauen gerne gegönnt. Aber jetzt ist fertig lustig, denn die Weiberseuche greift auf die Sekundarschule über! Schon 50 Prozent Frauenanteil, Tendenz steigend. Kein Wunder «schlagen Experten und Politiker Alarm». Weil: «Es ist erschreckend, wie unattraktiv der Lehrerberuf für Männer geworden ist», sagt Anton Strittmatter vom schweizerischen Berufsverband.

Immerhin lässt sich dieser grosse gesellschaftliche Missstand auf relativ einfache Weise beheben. Der Weiberberuf «Lehrer» muss aufgewertet werden, damit er wieder männlichen Massstäben genügt. Ein Masterdiplom für alle Lehrberufe muss her, und höhere Löhne – wenn es schon nicht erlaubt ist, den (wertvollen) Lehrern mehr zu bezahlen als den (minderwertigen) Lehrerinnen. Die Frauen bleiben dann von selber abgetörnt, denn wer will schon ein vierjähriges Masterstudium machen für Kindsgitante? Weitere Abhilfe fordert der Appenzeller CVP-Ständerat Ivo Bischofberger mit einer «männergerechteren Ausbildung». Sein Rezept: «Mehr Praktika, weniger Geisteswissenschaften»; der Luzerner SP-Nationalrat Hans Widmer fordert zudem einen Ausbau im Sportbereich, «damit sich wieder mehr Männer für das Studium entscheiden».

Das finden wir Frauen zwar ein wenig hysterisch. Das Wunschziel – «eine Geschlechterquote, die zwischen 40 und 60 Prozent pendelt» – ist auf der Sekundarstufe ja schon erreicht. Sport ist zudem ein eher marginales Schulfach. Man könnte es gut 9 Jahre lang schwänzen, ohne einen Nachteil davonzutragen. Und macht die Abwertung der Geisteswissenschaften Sinn, wenn als generelle Schwäche in der Schweiz mangelnde Sprachkompetenz festgestellt wurde? Nun, wir wollen nicht kleinlich sein. Quoten finden wir doch gut. Räumen wir auf mit dem Frauenüberhang – an den Migroskassen, hinter den Buffets, im Putzdienst, in Pflegeberufen, zuhause am Herd! Und schicken wir sie per Quote in die Direktionen, Verwaltungsräte, Chefetagen! Dann können die Männer gerne unsere Lehrerposten übernehmen.