Neues aus der Frauenwelt

Heute spricht die studierte Hausfrau aus ihrer Bruthöhle zu Ihnen. In ihrem warmen Nest aus weichgekauter Studienliteratur und geschredderten Fachzeitschriften hat sie zum Glück den ganzen Tag Zeit, gescheite Bücher und dumme Zeitungen zu verschlingen, um reisserisch behauptete Fakten zu verifizieren. Eine knifflige Sache! Doch beginnen wir am Anfang.

Wie von Simonetta Sommaruga schon 2012 proklamiert, sollen brachliegende Frauen aktiviert werden, um die ausländische Bevölkerung aus dem Arbeitsmarkt zu verdrängen. Nachdem die rechte Schweiz die «Masseneinwanderungsinitiative» angenommen hat und mit der Ecopop-Initiative die Reproduktion von Ausländerinnen gegen Null gefahren werden soll, hat dieses Anliegen angeblich Dringlichkeit erlangt – als volksverträglicher Scheinausweg aus der ungemütlichen Situation, in die sich die Schweiz mit ihrem ausländerfeindlichen Gebaren gegenüber Europa manövriert hat. Vielleicht gelingt es damit ja, die fremdenfeindlichen Ziele zu erfüllen, ohne Europa mit Kontingenten zu vergrätzen. In wohldosierten Tröpfchen wird nun den Frauen die bittere Medizin in die tägliche geistige Nahrung gemischt.

So posaunt «20 minuten» am 18. August in die Welt hinaus: «Studierte Hausfrauen kosten Kantone Milliarden», und führt aus, es gebe gemäss Bundesamt für Statistik 50’000 gut ausgebildete Hausfrauen, deren Ausbildung den Bund und die Kantone über fünf Milliarden gekostet habe. Im Kasten darf die Economiesuisse noch nachlegen: «Investitionen in die Frauen nützen der Wirtschaft nichts», das Studium müsse teurer werden, dann «überlegt sich eine Frau zweimal, ob sie Hausfrau werden will». Das brachliegende Potenzial in der Wirtschaft müsse genutzt werden. Allerdings hängen in der bunten Grafik, die den Anschein der Tatsächlichkeit untermauern soll, die Kurven rechts traurig herunter – sie zeigen eine klar abnehmende Tendenz, die aber im Text nicht ausgedeutscht wird. Die überbildete Hausfrau jedoch schöpft instinktiv Verdacht, würgt die Statistik im Original herunter und speit folgende Einsichten aus:

Es ist natürlich schon ein wenig ärgerlich, dass die Statistik mit dem klingenden Namen «Ausbildungsstufen der ständigen Wohnbevölkerung nach Arbeitsmarktstatus und Familientyp» zwar für die Gesamtbevölkerung und für Männer ausgewiesen ist, nicht aber für Frauen. Was solls, Statistiker sind ja auch nur Männer, äh Menschen, und die akademische Hausfrau kann ja schliesslich kopfrechnen. So kommt heraus, dass 2014 von den 100’000 höher gebildeten «Nichterwerbspersonen» tatsächlich 51’000 Frauen waren. Aber eben auch 49’000 Männer. Mit dem Unterschied, dass die Zahl bei den Frauen seit 2010 von 53’000 auf 51’000 gesunken ist, während sie bei den Männern von 40’000 auf 49’000 zugenommen hat. Eine mögliche wahre Aussage wäre also gewesen: «Immer mehr studierte Männer arbeiten nicht» (denn sie sind ja wohl kaum alle Hausmänner geworden). Die gratis geleistete Hausfrauenarbeit im Wert von jährlich 100 Milliarden macht zudem die Ausbildungskosten mehr als wett. Solche Fakten wären aber nicht im Sinne der beabsichtigten Desinformation gewesen und wurden daher weggelassen. Nun muss die studierte Hausfrau aber hurtig ihre Familie begluckern gehen! Gack!