Supermom

(Aus Ina Müllers geheimem Notizheft.)

Treatment für eine (Trick?-)Filmserie mit einer neuen Heldin: Supermom! Die Figur vereint Vorzüge beliebter HeldInnen in sich – von Batman das Aufräumen im Sumpf; von Spiderman das Spinnenhafte, aber anders: macht einen heimeligen Kokon, wickelt Opfer gnadenlos ein; von Supergirl die Figur, von Wonderwoman die Frisur, von Popeye den Spinat usw.). Eher nicht humorig, dafür erbaulich für die Massen belächelter Mütter, die sich von Elternzeitschriften wie auch von Sex and the City überfordert fühlen. So in etwa eine Kreuzung zwischen Superman und Supernanny. Natürlich nicht als Vorbild, aber Ehrfurcht einflössend und den Glauben ans Gute stärkend. (Quoten im Auge behalten!) Muster O-Ton:

Drinnen. Tag. Waschküche, Mutti steht inmitten von Bergen schmutziger Wäsche. Ein Dialog mit der Nachbarin eskaliert. Nachbarin: «Sie haben schon zwei Maschinen gewaschen, jetzt bin ich dran!» Mutti: «Ich bin heute extra früh aufgestanden und muss noch sieben Maschinen …» Nachbarin: «Papperlapapp, der Donnerstag ist mein Tag, und ausserdem scheint die Sonne, das muss ich ausnützen.» Mutti: «Na gut, vielleicht könnten Sie eine Maschine obtun, und ich mache nachher weiter.» Nachbarin: «Nix da, ich wasche seit vierzig Jahren am Donnerstag.» Mutti: «Aber ich habe Kinder, einen Job und bin krank, danach muss ich mich richten. Und Sie sind ja pensioniert und können es sich aussuchen.» «Ha! Krank? Im Kopf sind Sie krank!» Da klappt das Waschküchenfenster auf, Supermom strömt – so à la Meister-Proper-Flaschengeist – herein, packt kurzerhand die Nachbarin, stopft sie in die Waschmaschine und schleust sie im Zeitraffer durchs Kochwäsche-Programm, mit extra-Schleudern; dann steckt sie sie an einen Kleiderbügel und hängt sie an die Fahnenstange. Bevor Supermom in ihrem klingelnden Sternenregen verschwindet, schenkt sie Mutti zwei Ohropax. Dankbar macht sich Mutti an ihr Tagwerk. Das Keifen der Nachbarin dringt noch schwach durch die Ohrstöpsel, und Mutti singt beschwingt ein Lied («Trouble in mind»), um es zu übertönen.

Hm, für den Anfang nicht schlecht, hat aber Misogynie Untertöne. Anderes Beispiel:

Drinnen. Nacht. Mutti im Hausfrauen-Schlabberlook mit Tochter im Badezimmer. Mutti zerrt den Lauskamm durch die Afro-Frisur ihrer 13-Jährigen und fragt gleichzeitig Franzwörtli ab. «Je me douche» – «Ich dusche». Der Sohn schreit durch die Tür: «Ma, ich hab den Vortrag über den Jaguar jetzt fertig.» «Aua!» schreit die Tochter dazwischen. «Super!» (Mutti bemüht sich um Fassung) «Je me couche» – «Ich kusche». «Dann mach noch das Arbeitsblatt über den Jaguar.» «Auaa!!» «Kannichnicht!» «Also gut, ich mache es nachher für dich, mein Kleiner, nun aber Trompete üben». «Auaaaa!!!». Plötzlich erstirbt das Trompeten-Getröte und im gleichen Moment stürzt der Sohn herein – «Achtung! Durchfaaall!!» – er schubst die Tochter vom Klo, das Franzbuch fällt hinein, die Läuse springen auf Mutti über – da beamt sich Supermom herunter. Sie macht ein ernstes Gesicht: Hier hilft nur noch eine Radikalkur. Sie dreht sich wie ein Ajax-Wirbelwind, alles fliegt in die Luft. Als sie fertig ist, steckt Mutti dem lustigen Zwergpudel mit der Afro-Frisur ein Mäscheli ins Haar, packt ihn auf den Arm, nimmt den Autoschlüssel und stöckelt über glänzende Marmorplättli modisch frisch eingekleidet zu ihrem nagelneuen feuerroten Jaguar.