Weltschmerz!

Leute, es geht bergab mit uns. Die Steuerzahler müssen Banken retten, das Klima wandelt sich unermüdlich, und Küchenchefs melken bereits Mütter. Zu allem Übel leiden hohe Regierungsbeamte an Amnesie. Was läuft schief auf der Welt? Ein Schlaglicht auf die Ursachen.

1. Die Menschen werden immer dicker. Diesen Sommer haben Sie schon wieder durchschnittlich ein halbes Kilo zugenommen! Früher, als es noch ab und zu einen Krieg gab, war das anders. Man nahm eher automatisch ab als zu. Da dachte auch noch nicht die ganze Bevölkerung Tag und Nacht ans Essen. Man hatte schlicht nicht die Technik für ungesunde TV-Dinners, und einfach noch keinen Sinn für gemütliche Candlelight-Dinners (obwohl damals Kerzenbeleuchtung besonders bei Bombardementen bekanntlich in war). Deshalb waren den Menschen die Bedrohungen aus der Chipstüte und dem Backrohr noch weitgehend fremd. Auch Tomaten waren noch nicht so verbreitet und Mozzarella kannte eh niemand. Es konnte also niemand dem Irrtum unterliegen, bei Insalata Caprese handle es sich um ein leichtes Essen. Da die Äcker für Kartoffelanbau gebraucht wurden und man im übrigen sowieso auf Konserven schwor, konnte man sich auch nicht an Salattellern mit trügerisch fetten Schnitzeln drauf überfressen. Weil das Holz für Wärmeerzeugung gebraucht wurde, Freizeit Mangelware und in der Küche Schmalhans Koch war, erging man sich auch nicht so penetrant oft in Barbecues, und niemand musste sich am Strand vor eigenen und fremden Wurst- und Bierbäuchen ekeln.

2. Die Menschen werden immer fauler. Früher musste man sich einfach mehr anstrengen, um auf einen grünen Zweig zu kommen. Wie gesagt, zum Beispiel im Krieg (wo noch Kanonen geschleppt und geladen wurden, statt feige irgendwelche Knöpfe gedrückt), aber auch zu Hause – etwa um die Stube zu heizen oder ein Schwein zu schlachten oder zu Fuss ins nächste Dorf auf den Markt zu gehen. Heute hocken insbesondere die Kinder nur faul herum, vor allem offenbar in der Schule. Weil früher gar nicht alle zur Schule mussten (Neid!), hatten sie Zeit, Tannzapfen zum Anfeuern zu sammeln, oder Rossmist zum Rosendüngen. Sie durften auf dem Acker oder in der Fabrik helfen, beziehungsweise im Haushalt und im Garten, und hatten nicht nur mehr Bewegung, sondern lernten sogar noch was Rechtes. Vielleicht hatten sie es auch mal eher streng, und wohl starb auch mal jemand an Unterernährung oder Überarbeitung – aber dafür waren sie arm und glücklich und litten nicht an solch unsinnigen Wohlstandskrankheiten wie Haltungsschäden, Bewegungsarmut und juveniler Diabetes.

3. Die Menschen werden immer dümmer. Und das obwohl sie länger und flächendeckender zur Schule gehen denn je!! In Pisa hat die Bildungskrise begonnen, dann unser Schulsystem durchgeschüttelt, und jetzt hat sie schon die Missen erreicht. Während früher die Frauen noch zu klug waren, um an Schönheitswettbewerben teilzunehmen, ist es heute haargenau umgekehrt.

So muss die Welt ja zugrunde gehen! Ich setze alle meine Hoffnung in die Kampagne «Schule in Bewegung» und ihre zugkräftigen Vorbilder. Bernhard Russi, der integerste Sportler aller Zeiten vor Roger Federer – an ihm werden sich zukünftige Spitzenkräfte emporranken. Und Boris «Samenraub» Becker – vom Paulus zum Saulus und wieder zurück. Die Rettung naht!