Wie so oft war ich auch neulich wieder einmal in der Apotheke. Gesundheit ist halt nicht nur regelmässig schwimmen, viel Fisch und Gemüse essen und sich nicht aufregen. Manchmal heisst Gesundheit auch: Brav die Medikamente schlucken. Tagaus, tagein. Jahraus, jahrein. Rheuma, Diabetes, Transplantation oder gar Aids, Krebs und was noch: Ärztin und Pillen sei dank heute nicht mehr zwingend ein Grund, den Löffel abzugeben. Bleibt noch der Ärger mit der Apotheke.
Zunächst einmal heisst es Anstehen. Denn vor allem jene KundInnen, die nicht recht krank sind, müssen sich zuerst in die Materie einarbeiten. Erkältungsmittel X, Y oder Z? Elf, zwölf oder dreizehn Franken bezahlen? Endlich bin ich dran. «Dieses Medikament haben Sie erst vor einem knappen Monat bezogen», tönt es von jenseits des Tresens. Wo liegt das Problem, denke ich bei mir selber angesichts des Dauerrezeptes, welches ich seit zwölf Jahren hier deponiere. «Das müsste Ihnen drei Monate reichen! Haben Sie die Dosis geändert?» Der leicht bohrende Unterton irritiert mich. Ja, ich nehme vorübergehend zwei statt ein Antra – eine äusserst sensible Substanz; vor allem auf dem Schwarzmarkt beliebt, weil sie zuverlässig Magenschmerzen eliminiert, die von Medikamenten verursacht werden, aber auch von zuviel Kaffee … Uiuiui. Wenn das die Polizei erfährt! Leider bin ich nicht schlagfertig heute. Rechne nach und gebe zu: Stimmt, da müsste doch irgendwo noch eine Büchse sein. Ist aber nicht. «Ja, also ich gebs Ihnen jetzt mal noch mit, notiere aber im Computer, dass Sie eins mehr bezogen haben. Und die höhere Dosis.» Danke, Sie Stasi im weissgrünen Kittel, soll ich Ihnen gleich noch die Schuhe ablecken?
In x-beliebigen Apotheken auch schon erlebt: «Ihr Dauerrezept ist leider abgelaufen.» Check zu Hause: Von wegen. Gilt noch ein halbes Jahr. Zurück in der Apotheke wird mir freundlicherweise eine Liste ausgedruckt, damit ich in Zukunft weiss, welches Rezept noch wie lange gilt. Sehr nützlich! Oder man will mir ein Generikum andrehen, das gar keines ist.
Oder dies: Die Apothekerin verschwindet für eine halbe Stunde und kommt mit einem Arm voll akkurat beschrifteter Schachteln zurück: Name, Dosis, Einnahmezeit usw. Schön und gut – nur: Ich kann das alles längst im Schlaf herbeten.
Der Clou aber ist: Für solche «Beratungen» zahlen ich und die Krankenkasse (also indirekt auch Sie mit Ihrer Prämie) auch noch Taxen! Acht Franken pro Besuch plus vier Franken pro Rezept. Hier wurde offensichtlich der Bock zum Gärtner gemacht. Die Apotheken, die jetzt mit dem Finger auf die Ärzteschaft zeigen und ihr Geschäftemacherei mit Medikamenten vorwerfen, kassieren selber gleich doppelt ab: Sie kriegen Marge auf den Medikamentenverkauf und können mit den Taxen für die überflüssige Beratung der RezeptkundInnen auch gleich ihre aufändigen Verkaufsgespräche mit der Laufkundschaft querfinanzieren.
Kein Wunder sind die Apotheken mit dieser Mauschelei glücklich und verteidigen sie lauthals mit der Nein-Parole. Gesunder Wettbewerb ist das allerdings nicht. Dieses Monopol gehört abgeschafft!