Wenn hinter Gurken Gurken gurken

Es ist ja durchaus verständlich, dass sich im Hochsommer die Saure-Gurken-Zeit ankündigt. Wer wollte den Zeitungen auch übel nehmen, dass die ganze Welt in den Sommerferien weilt. Gerade die  Wochenblätter kommen da in arge Not. An den Einfällen, mit denen sie dennoch ihre Seiten füllen, scheidet sich dann die Spreu vom Weizen. So dachte ich, als ich letzte Woche Zeitung las. Die WoZ widmete ihren ganzen zweiten Bund der leichten Muse Olympia – vergnüglich und hintergründig, mit hochstehender Weiterlesen...

Noch nicht am Ziel

Margarethe Mitscherlich,  Psychoanalytikerin und eine der grossen feministischen Denkerinnen des letzten Jahrhunderts, ist mit 95 Jahren verstorben. Bis zuletzt hat sie noch therapeutisch gearbeitet, und ihre Ansichten zur geschlechterpolarisierten Welt bleiben brandaktuell. Man könnte sie als jene Feministin karikieren, die behauptet habe, Frauen seien die besseren Menschen als Männer. Aber das wäre oberflächlich und dumm. Eines ihrer Hauptanliegen war, darzulegen, dass die Geschlechterrollen Weiterlesen...

Was lange gärt …

Meine Mutter hatte vier Jahre lang die Primarschule besucht und nie einen Beruf erlernt. Mit 13 Jahren wurde sie Waise und führte ab da den elterlichen Bauernhof im Appennin. Als sie 16 war, drängten ihre Geschwister sie, in die Schweiz zu kommen. Sie waren alle emigriert und sahen die Jüngste nicht gern allein und weit weg. In der Schweiz arbeitete sie als Hilfskraft in Heimen und im Service. Mit 20, das war 1966, wurde sie schwanger. Zur Selbständigkeit entschlossen, floh sie in die Heimat, Weiterlesen...

Zähne zeigen

In einer dieser drolligen Kolumnen in einem Gratisblatt beklagte sich neulich deren Autorin über Gebissklappern, das von einer alten Frau ausgegangen und von dem sie auditiv belästigt worden sei. Gebisse können so allerlei Assoziationen hervorrufen: Ein prototypisches Greisenattribut, kommt in lustigen Witzen vor, man denkt an mangelnde Mundhygiene oder fehlendes Budget für befriedigendere Zahnprothetik. Meine Grossmutter hatte auch ein Gebiss. Und da ich als Kind viel Zeit bei meiner Grossmutter Weiterlesen...

Frauen verstümmeln

Eine akrobatische Denkleistung vollbrachten Anita Thanei, Andrea Martina Geissbühler, Christa Markwalder Bär, Barbara Schmid-Federer, Brigit Wyss, Lukas Reimann und Daniel Jositsch. Sie beschlossen (als Subkommission der nationalrätlichen Rechtskommission) einstimmig, dass selbst schwere Genitalverstüm­melungen an Frauen ab 18 in der Schweiz zukünftig erlaubt sein sollen. Wovon reden wir da eigentlich? (Ich hoffe, Sie sind nicht gerade beim Essen.)

Klitoridektomie (Typ I): Partielle oder Weiterlesen...

Der böse Minirock

Lange Zeit gab es auf der Welt keinen Sexismus. Alle Menschen waren Brüder. Jeder Bürger war vor dem Gesetze gleich. Bei Gefahr standen sie zusammen wie ein Mann. Dem Manne waren Frau und Kinder untertan.

Und das war gut so, denn: Die Frauen konnten damals überhaupt nicht singen. Darum mussten sie in der Kirche schweigen (s. Luther). Auch sonst konnte man sie nicht zu vielem gebrauchen. Sie waren dumm und verderbt (s. Sprenger). Ihr physiologischer Schwachsinn (s. Möbius) erlaubte es ihnen Weiterlesen...

Neujahrsvorsatz

Manchmal weine auch ich der alten Etikette nach. Der Verlust altehrwürdiger Rollenprotokolle schmerzt mich immer dann besonders, wenn eine neue Bundesrätin gewählt wird. Zu gerne hätte ich einmal in der Schweizer Illustrierten als Auftakt zu einer Homestory gelesen: «Herr Bundesrätin Widmer-Schlumpf, wie fühlt es sich an, als Gatte einer Staatsfrau plötzlich im Rampenlicht zu stehen? Haben Sie da noch Zeit für die Familie, oder werden Sie einen Kinderknaben engagieren?»

Im Übrigen bleibt Weiterlesen...

Facts & Fiction

Ok, Facts gibts nicht mehr. Aber mich gibts noch! Da sind wir nun quitt. Eigentlich kann ich mich ja nicht beklagen. Ich habe jetzt viele interessante Geschichten zu erzählen, zum Beispiel wie ich einmal von Facts gefeuert und per sofort freigestellt wurde. Hat schliesslich nicht jede erlebt. Gegen meinen damaligen Chef hege ich deswegen keinen Groll.

Da ich schwanger war, wurde es eine teure Sache für das Lohnbüro. Und meine Freunde bewunderten mich sowieso: Dafür, dass ich mich in die Mainstream-Höhle Weiterlesen...

Weltfrauschaft

Woran merkt eine Frau, dass sie langsam alt wird? Nein, falsch geraten: nicht an den Falten und auch nicht an den grauen Haaren. Zwei ganz andere Phänomene weisen unsereiner den Weg ins Greisinnen-Dasein. Erstens: Wir verstehen die Welt nicht mehr! Wo, bitte, gehts hier zum Ausgang? Zweitens: Das andere Geschlecht erscheint uns immer infantiler.

Früher wars doch irgendwie so: Die Männer hatten das grössere Hirn, mehr Muckis und den längeren Schwanz. So markierten sie die unzimperlichen Besserwisser, Weiterlesen...

Frauenversteher

«Schreiben, was ist.» Was für ein Motto! Ein Mann, drei Worte. Ein preisgekrönter Mann, drei hehre Worte. Sein Wochenblatt (das Possessivum ist intendiert) war eben schon immer «ein Ort der unabhängigen, der unbequemen Reflexion» und «fühlt sich dem publizistischen Realismus verpflichtet». «Vor allen andern lebte das Blatt von seinen Autorinnen und Autoren» – wir merken uns diese Reihenfolge – und «entdeckte die Frau als Zielgruppe». Und logo würden auch wir daraus ableiten: Weiterlesen...