Was macht eigentlich …

… Doris Fiala? Man weiss es nicht genau. Ist es Flucht nach vorn? Schadensbegrenzung? Auf Wikipedia gibt es einen Eintrag über sie, dessen Links in den Fussnoten zur Hälfte auf ihr Debakel mit dem «ehrenamtlichen» Präsidium der Aids-Hilfe verweisen. Ich bin versucht, Mitleid zu empfinden. Aber sie weiss ja, was sie tut – schliesslich ist sie PR-Beraterin und die Selbstdarstellung ihr Geschäft. Jedenfalls schrieb sie vor 10 Tagen Briefe. An all die vergraulten SpenderInnen der Aids-Hilfe, die im Frühjahr nicht hatten glauben wollen, dass ein Ehrenamt mit 50’000 Franken Spendengeld entlöhnt werden sollte, und die Einstellung ihrer Spendenbeiträge ankündigten. Über der Adresse steht «persönlich» in Grossbuchstaben.

Die Präsidentin hat ja bekanntlich ihre Forderung auf 30’000 reduziert – sonst wäre noch das Zewo-Gütesiegel aberkannt worden. Sie schreibt summa summarum, dass sie auf diesen Zustupf angewiesen, da weder pensioniert noch Multimillionärin sei. (Aber einfache Millionärin vielleicht schon?) Ausserdem habe ihr Vorgänger ebenfalls nicht ehrenamtlich gearbeitet, sondern 20’000 Franken erhalten. Und sie fordert Lob dafür, dass sie 516’000 Franken Spenden aufgetrieben hat. Auf Blick.ch kann man lesen, dass andere Hilfswerke vergleichbarer Grösse durchaus ehrenamtlich präsidiert werden. Dort steht auch,  Fiala sehe einen Lösungsansatz für das finanzielle Problem der Aids-Hilfe in der Kostenkontrolle und einen anderen Ansatz in einer grösseren Unterstützung durch das Bundesamt für Gesundheit.

Damit sind wir im Kern des Problems angelangt: Bei der neoliberalen Ideologie, für die die FDP – Doris Fialas Partei – wie keine andere steht. Ich fand im Internet ihre flammende Abschiedsrede als Kantonalpräsidentin der FDP von 2008, wo sie die Fahnen hochhielt für eine florierende Wirtschaft, intakte Finanzen und tiefe Steuern. «Der Gegner sitzt links!», warnte sie eindringlich und sagte «linken Umverteilern» den Kampf an. Ich habe nichts anderes erwartet. Aber der «schlanke» Staat mit leeren Kassen, der Grossfirmen, Kapitalgewinnern und Reichen grosszügige Steuergeschenke macht, hat nun mal die Kehrseite, dass für elementarste gesellschaftliche Anliegen das Geld fehlt. Zum Beispiel für die Volksgesundheit. Oder ein würdiges Alter. Oder für Vollbeschäftigung. Für die Integration Behinderter. Und wenn als Folge auch die schwächsten Zitronen bis zum Gehtnichtmehr ausgedrückt werden müssen, fährt der Karren irgendwann an die Wand. Dann schlägt die Stunde der BeraterInnen, die sich in teuren Feuerwehrübungen dafür bezahlen lassen, dass sie einigen der vielen reichen Geldsäcke ein paar Tausend Franken abschnorren. Wahrlich kein Grund zum Jubeln.

Die Schuld am leeren Portemonnaie kann man natürlich anderen zuschieben. Man kann Reden schwingen, dem Volk ins Gewissen reden – wie Fiala am 1. August. Typo: Was müssen die Jungen drei Tage Wochenende haben? Zu faul zum Arbeiten! Was müssen die Alten mit 64 in Rente gehen? Wer 84 wird, kann auch bis 70 arbeiten! Schaut mich an: Ich arbeite für zwei! – Mit Verlaub: Diese Ideologie ist Raub. An der Jugend, am Alter, an Kranken. Und dafür applaudiere ich auch dann nicht, wenn man mich «persönlich» darum bittet.