Humor ist …

… wenn man trotzdem lacht – wer wüsste das besser als ich? Mein Sekretär jedenfalls nicht: Nun lachen Sie doch mal, Herr Ernst, statt darüber zu klagen, dass Sie diese Woche zwar für mich tippen, aber keine eigene Kolumne schreiben dürfen! Warum das so ist? Da will ich der Leserschaft gerne auf die Sprünge helfen.

Auf die Schafsprünge, genau genommen. Bestimmt kennen alle irgendeinen Trickfilm, in dem jemand zum Einschlafen Schäfchen zählt, die über einen Zaun hüpfen. Bis anhin hielt ich das für pure Erfindung – Schafe schienen mir viel zu plump und träge, um über Zäune zu springen. Doch Fehlanzeige! Wie ich am eigenen Leibe erfahren musste, können Schafe höher hüpfen, als man denkt. Und da das Gras auf der andern Seite immer grüner ist, gibt es für Schafe Anlass genug, tatsächlich über Zäune zu springen. Das ist an sich keine Katastrophe. Man könnte getrost abwarten, bis der Herdentrieb oder der Stalldrang sie zur Umkehr zwingt – es sei denn, gleich nebenan locke der Nachbarsgarten. Dann heisst es Eingreifen.

Kurz vor Pfingsten ging ich also hin und sagte zu den Ausreissern: «Allez-hop!». Sie verstanden mich falsch und liefen einfach davon. Ich mit Mann und Kind hintendrein, mal mit Brot lockend (es war in zwei Sekunden weg, und dann hüpften weitere Schafe an einer anderen Stelle über den Zaun), mal sachte zum Tor treibend. Schafe sind aber nicht blöd: Sie merken sich genau, wo sie herausgekommen sind, und da wollen sie auch wieder hinein. Dem wollte ich nachhelfen, krallte mir eins, zog es ein wenig und schob es ein wenig… Dann schlug das Tier einen Haken, und es knallte. Ich wusste sofort: Finger gebrochen. Bis zum Eintreffen der Verstärkung mussten wir die Ausbrecher trotzdem in Schach halten. Ich stellte mich also breitbeinig und mit erhobenen Armen vor die Tiere hin – und siehe da: Sie drehten um, holten Anlauf, setzten ab, verhedderten sich mit den Vorderhufen im Zaun und purzelten kopfüber zurück auf die Weide. Selten empfand ich köstlichere Schadenfreude!

Danach gabs nicht mehr so viel zu lachen. Uff! Wenn man einen Unfall hat, muss man eigentlich nur schon deshalb krank geschrieben werden, um den ganzen Papierkram erledigen zu können. Alle wollen Formulare ausgefüllt haben. Zwar hatte ich rechts einen Gips von den Fingern bis zum Ellbogen, aber ich kann prima mit links krakeelen, dauert auch nur etwa fünfmal so lang!

Doch ich will hier kein Mitleid heischen. Jedenfalls nicht für mich. Auch nicht für Herrn Ernst, der hat sich im letzten Monat ja dran gewöhnt, mir alle möglichen Hilfsdienste zu leisten. Wer einem wirklich leid tun kann, ist die Spitex. Ehrlich, zumal an Pfingsten! Da leeren die Spitäler immer die Betten, und die Spitex läuft im roten Bereich – hat kein Personal, muss sparen. Und erst diese Sozialschmarotzer immer. Es soll tatsächlich Leute geben, die sind zu faul zum Putzen, zu geizig um eine Putzfrau anzustellen und so dreist, dass sie sich extra die Finger brechen, um sich von den Hausdiensten der Spitex einen Frühlingsputz zu erschleichen. Und die Gemeinde müsste das noch subventionieren! Da muss die Spitex in den sauren Apfel beissen, den ganzen Dreck bei solchen Leuten ignorieren und denen eiskalt ins Gesicht sagen, dass sie bloss wehleidig tun. Ein Scheissjob. Dann noch lieber den Schafstall ausmisten – Herr Ernst, würden Sie bitte …?