Woran krankt eigentlich der Feminismus? Oberflächlich gesehen sind sich die Frauen offenbar nicht einig, ob die Gleichberechtigung erreicht ist oder nicht; gräbt man tiefer, steht sogar in Frage, ob es Frauen überhaupt noch gibt. Eigenschaften, die zur Emanzipation besonders quer stehen, sind scheinbar die Mütterlichkeit und allgemein die Abhängigkeit in familiären Beziehungen. Aber auch heute noch ist die menschliche Zuwendung, das Beziehungshafte an sich, kulturell bei der Frau und Mutter
Schlagwort: Care-Ökonomie
Ach, Berlin …
Vor zehn Tagen war ich zum ersten Mal in Berlin. Leider kann ich Sie nicht mit dem neusten Muss-man-gesehen-Haben versorgen, denn ich habe mich nur flüchtig umgeschaut. «Wie das?», werden Sie sich wundern, «Ist Frau Müller etwa nicht reisegewandt, neugierig und weltoffen?». Diese Frage möchte ich überspringen. Wahrscheinlich ginge es auch nicht als Geheimtipp durch, wenn ich erwähnte, dass ein Duvet, mit dem ich das Volumen eines übergrossen Koffers ausfülle, einem Weichei auf Reisen
Familieninitiative
Hinsichtlich weiblicher Familienarbeit sind wir gegenwärtig mit der SVP-«Familieninitiative» konfrontiert, die natürlich blanker Unsinn und ganz klar abzulehnen ist. Dies untermauern Argumente, die von links bis deutlich bürgerlich akzeptiert sind: Dass gar keine realen Auslagen abgezogen würden, dass höhere gegenüber niedrigen Einkommen begünstigt würden, dass Steuerausfälle drohten, die zu Sparmassnahmen führen würden, von denen wiederum Frauen zuerst betroffen wären, etwa in den
Noch nicht am Ziel
Margarethe Mitscherlich, Psychoanalytikerin und eine der grossen feministischen Denkerinnen des letzten Jahrhunderts, ist mit 95 Jahren verstorben. Bis zuletzt hat sie noch therapeutisch gearbeitet, und ihre Ansichten zur geschlechterpolarisierten Welt bleiben brandaktuell. Man könnte sie als jene Feministin karikieren, die behauptet habe, Frauen seien die besseren Menschen als Männer. Aber das wäre oberflächlich und dumm. Eines ihrer Hauptanliegen war, darzulegen, dass die Geschlechterrollen
Emanzipati- on oder off?
Ich danke Bettina Weber ganz herzlich für ihren feministischen Artikel auf der Auftaktseite des Gesellschaftsbundes im Tagi vom 19. Juni! Eine Analyse der alltäglichen Misogynie ist eine seltene Lektüre. «Dass die eine Hälfte der Bevölkerung der anderen vorgibt, was richtig sei, weil diese eine Hälfte, ganz selbstverständlich, immer noch als das Mass aller Dinge gilt» – so ihr Fazit – mag uns ab und zu dämmern, ohne dass wir Gründe dafür nennen könnten.
Heute scheint es so, als
Fragile Familie
In verschiedenen Medien kursiert die Meldung: Der Schweizer Musik-Weltstar DJ Bobo denke ans Aufhören, weil seine Schwiegermutter, die während seinen Tourneen immer zu den Kindern schaute, gestorben ist. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Ich habe mir bisher vorgestellt, dass erfolgreiche Menschen für ihre privaten Angelegenheiten einfach Hilfskräfte anheuern: Butler, Kindermädchen, Hauslehrer, Köchin usw. Schon in meinem Bekanntenkreis gibt es das, und auch ich selber kann bzw. muss zwischendurch
Krankes System
Spitäler und Pflege-Einrichtungen finden nicht mehr genügend Personal. Gegen eine Rekrutierung in Billiglohnländern spricht nicht nur der Widerstand von dort gegen den Braindrain, sondern auch jede sozialpolitische Vernunft. Denn die Ursachen liegen hier und müssen hier behoben werden.
Vernachlässigte Ausbildung. Nicht zufällig steigen zuwenig Jugendliche in Gesundheitsberufe ein. Es handelt sich um einen klassischen Frauenberuf, und deren Ansehen ist leider in unserer Gesellschaft niedrig.
Zynisch
In was für einem Land leben wir eigentlich? In einem Land, das im Kopf und im Herzen so armselig ist, dass es nicht einmal jenen unter die Arme greifen will, die sich für die Schwächsten der Gesellschaft – für behinderte Kinder – Tag und Nacht aufopfern. So hat sich also die IV höchstrichterlich bestätigen lassen, dass sie nichtmedizinische Spitex-Pflege für Kinder, die von Geburt an schwerbehindert sind, nicht mehr bezahlen muss. Eltern können schliesslich selber 24 Stunden am Tag