Schielt das Volk?

Ich wohne im Sihlwald, mitten im Wildnispark, dem grössten zusammenhängenden Mischwald der Schweiz, einem Naturschutzgebiet von der Bedeutung des schweizerischen Nationalparks – und ich bin stolz darauf. Unter meinem Dach leben Fledermäuse und Hausrotschwänzchen. Kommt man zu mir nach Hause, so passiert es gelegentlich, dass ein Hase, Fuchs oder Reh den gleichen Weg geht, ohne allzu sehr zu erschrecken. Das Tier hoppelt, schleicht, trippelt eine Weile auf der Strasse voraus Weiterlesen...

(An)Triebe

Fitnesscenter finde ich etwas unglaublich Stupides. Sicher ist es gesund, im Winter drinnen Velo zu fahren, wenn es draussen für Normalsterbliche zu garstig oder zu gefährlich wird. Aber wer hält es aus, ohne Zusatznutzen eine Wand anzuglotzen, ergötzt sich am immer gleichen Baum vor dem Fenster, geniesst keuchend eine verwackelte Lektüre? Das geht mir gegen den Strich. Könnte man nicht wenigstens Energie draus machen? So frage ich mich seit langer Zeit. Und da sagt doch Weiterlesen...

Von Insulanern

Letzthin lauschte ich im Restaurant der Konversation zweier Schweizer. Es ging um Zypern. Der eine: «Ja, jetzt müssen sie halt den Gürtel enger schnallen.» Der andere: «Schon hart. Aber die haben einfach über ihre Verhältnisse gelebt.» Ich musste mich gar nicht umdrehen, um die Feistheit des Geldsacks zu bemessen, aus dem diese Stimme sprach. Ohne Worte verriet sie seine Verhältnisse: Offroader. Häuschen. Smartphone. Golfclub.

Ich bezahlte und trat vor die Tür. Da gondelte Weiterlesen...

Out of the Box

Allerlei Blödsinn muss eine sich zu Gemüte führen, die zum Jahreswechsel Zeitungen liest. Die Wirtschaftsprofessorin Monika Bütler verordnete in der NZZ am Sonntag als Neujahrsvorsatz und Krisen-Allheilmittel das kreative «thinking out of the box»: «Das Ungewohnte denken, frech und unternehmerisch handeln.» Und wo der Unternehmergeist haust, kann auch das Wohlfahrtsbashing nicht weit sein. Bütler zum Thema Sozialpolitik: «Wir haben, wie in fast allen Ländern, übertrieben … Die Kosten Weiterlesen...

alles jederzeit überall

Weitab vom Alltag sass ich im Bergell auf einem Bänklein, als eine Familie sich näherte. Sie wanderte sie ohne Landkarte, dafür aber mit dem Handy. Bei der nahen Weggabelung diskutierte man, welche Richtung zu nehmen sei, reckte das Telefon in die Luft, verglich mit den Angaben des Wegweisers, rätselte über dessen Aufschrift und ging dann weiter, nicht ohne die Wanderung weiterhin mit den Informationen des Gerätleins zu vergleichen.

Zwar weiss ich nicht, ob es sich um einen Ortungsdienst Weiterlesen...

Was macht eigentlich …

… Doris Fiala? Man weiss es nicht genau. Ist es Flucht nach vorn? Schadensbegrenzung? Auf Wikipedia gibt es einen Eintrag über sie, dessen Links in den Fussnoten zur Hälfte auf ihr Debakel mit dem «ehrenamtlichen» Präsidium der Aids-Hilfe verweisen. Ich bin versucht, Mitleid zu empfinden. Aber sie weiss ja, was sie tut – schliesslich ist sie PR-Beraterin und die Selbstdarstellung ihr Geschäft. Jedenfalls schrieb sie vor 10 Tagen Briefe. An all die vergraulten SpenderInnen der Aids-Hilfe, Weiterlesen...

Gut für alle?

Heute flatterte mir ein Brief ins Haus: die Initiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle (BGE). Ich habe sofort unterschrieben. Denn ich finde es toll, dass die InitiantInnen eine alte Gesellschaftsutopie aufgreifen, die völlig neben dem weltweiten kapitalistischen Imperativ von Fleiss, Produktivität und Gewinnstreben liegt, und sie in eine gegenwartsbezogene Form bringen. Meine Unterschrift bedeutet jedoch nicht, dass ich mit der inhaltlichen Ausgestaltung voll und ganz einverstanden Weiterlesen...

Zweierlei Esel

Weil es gesund und Frühling ist, bin ich wieder öfters mit dem Velo unterwegs. Eines Morgens fuhr ich frisch drauflos mit dem Klappvelo zum Bahnhof und stieg in die S-Bahn. Ich bin ja eine ehrliche und manchmal sogar vorauseilend gehorsame Person, und so löste ich trotz Klapp-Klepper vorher noch ein Velobillett. Man weiss halt leider nie so genau, wie die Bahn es gerne haben möchte. (Denn ein andermal stieg ich mit einem Fahrrad samt -Billet bei der Tür mit Velozeichnung drauf ein und stellte Weiterlesen...

Fragile Familie

In verschiedenen Medien kursiert die Meldung: Der Schweizer Musik-Weltstar DJ Bobo denke ans Aufhören, weil seine Schwiegermutter, die während seinen Tourneen immer zu den Kindern schaute, gestorben ist. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Ich habe mir bisher vorgestellt, dass erfolgreiche Menschen für ihre privaten Angelegenheiten einfach Hilfskräfte anheuern: Butler, Kindermädchen, Hauslehrer, Köchin usw. Schon in meinem Bekanntenkreis gibt es das, und auch ich selber kann bzw. muss zwischendurch Weiterlesen...

Verantwortung

In einem meiner zahlreichen Vorleben unterrichtete ich einst an einer Schule für zukünftige Sportlercracks. Die Schule gibts nicht mehr, bzw. sie hat fusioniert, die Schüler sind keine Kinder mehr, und ich bin keine Sprachlehrerin mehr. Aber wir können einander in der Zeitung sehen. Denn einige der Knaben sind unterdessen tatsächlich Profisportler geworden: Jungtalente bei FCZ, GC, Flyers, Lakers … Das sei ihnen zu gönnen. Bei mir hingegen hat diese berufliche Episode ganz grundsätzlich Weiterlesen...