Die friedliche Occupy-Bewegung, die im Interesse der Allgemeinheit eine Abkehr vom Finanzextremismus fordert, hat sich an die Spielregeln gehalten und für ihr Camp auf dem Lindenhof eine Bewilligung eingeholt. Das braucht die FDP-Gemeinderätin Tamara Lauber aber nicht zu kümmern. Die Juristin diffamiert die Aktion in den Medien als illegal, noch bevor die Stadt darüber entschieden hat. Gleichzeitig stellt sie ein eigenes, aus der Luft gegriffenes Gesuch mit dem einzigen Ziel, die Legalisierung
Kategorie: Gesellschaft
Nichtwählunfrust
Ach, die Liebe! Das ist doch jene naturgewaltige Kraft, die Menschen umfassend ergreifen kann, die ihnen übermenschliche Kräfte verleiht, die Ausharren und Aufopferung wie ein Kinderspiel erscheinen lässt, die ihrem Streben und ihrer Mühsal einen Sinn und eine Richtung gibt und zugleich deren Lohn ist. Ja, …
Und dann kamen die Werbefritzen. Die haben mal rausgefunden, dass man mit so starken Emotionen wunderbar punkten kann – weil, Gefühle: Die gehn direkt rein ins Unbewusste und bleiben
Heiliger Bimbam
Wer von uns kann schon beurteilen, was in den arabischen Ländern zurzeit wirklich vorgeht? Erstaunlich viele, so scheint es. In den Kommentarspalten der Gratiszeitungen melden sich jedenfalls haufenweise ExpertInnen, die mit Hohn und Spott quittieren, was die libysche Übergangsregierung angekündigt hat: Dass in Libyen ein Rechtsstaat auf den Grundlagen der islamischen Scharia konstituiert werden soll. Ein Aufschrei hallt durch die Sphären des westlichen Internets: Die Scharia! Das ist doch
zeitwendezeit
Vor bald zwanzig Jahren hatte ich einen Horrortrip. Mit einem Schlag verlor ich alle Illusionen über die Gefälligkeit des Lebens und die relative Abwesenheit des Todes darin. Glasklar und erschreckend sah ich mich vom Tod umzingelt. Mit Wahn und Rausch hatte dieser Zustand jedoch nichts zu tun. Denn nichts könnte realer und wahrhaftiger sein als die Gleichzeitigkeit von Leben und Tod. Wir müssen im Gegenteil die nackte Tatsache der Sterblichkeit mit unrealistisch positiven Illusionen übertünchen,
Ungezählte Opfer
Es ist immer irgendwo Krieg auf der Welt, und laut historischer Forschung im Verlaufe der Jahrhunderte immer öfter und mit immer zahlreicheren Beteiligten und Toten. Der «Blick am Abend» greift einen besonderen Aspekt des Krieges heraus, den das libysche Regime gegen sein Volk führt: Vergewaltigungen von unbeteiligten Frauen und Mädchen als gezielte Kriegshandlungen. Ich finde es verdankenswert, dass eine Zeitung dies überhaupt berichtet. Trotzdem bedarf es einiger Kommentare. Roman Neumann
Bööggin
Ich war wieder einmal am «Sächsilüüte». Der Hunger eines Kindes nach Süssigkeiten hat mich da hingelotst, und auch sein Wunsch, dabeizusein. Denn: Wer möchte nicht dabeisein? Ganz egal wobei, wenn es nur schön aussieht, in der Öffentlichkeit stattfindet, von allen bejubelt wird – und Süssigkeiten absetzt. Am Kinderumzug ging die Rechnung auf: Wir winkten den kleinen FreundInnen zu, lernten etwas über historische Kostüme, hörten Blasmusik, und am Ende waren die Hosensäcke vom Schleckzeug
Sein und Fahrschein
Schon die zweite Atomkatastrophe in meinem Leben … (Kann es sein, dass das schon 10’000 Jahre her ist? Mir kams vor als wärens nur 25 gewesen.) Beim letzten Mal hab ich den Hebel bei mir angesetzt und Energieverzicht geübt. Es war damals noch weitherum verpönt und ich musste mich recht bemitleiden lassen. Diesmal hat Doris Leuthard (in visionärer Vorausahnung?) den Hebel bei mir angesetzt.
Weil ich mit dem Zug vom Sihltal ins Zürcher Oberland zur Arbeit pendle, soll ich mehr Steuern bezahlen.
Im Schweizer Winter
Nach der letzten Abstimmung wurde behauptet, die SP sei schuld am Erfolg der Fremdenhasser, weil sie den Gegenvorschlag nicht geschlossen unterstützt habe. Unterdessen hat die Auswertung des Abstimmungsverhaltens ergeben, dass diese Unterstellung falsch war. Der Gegenvorschlag hat das Anliegen erst salonfähig gemacht, und Steigbügelhalter für Rechtsaussen waren einmal mehr die Bürgerlichen – FDP, CVP, GLP und Konsorten. Was an ihrer politischen Haltung diesmal freisinnig, christlich oder
Nackte Tatsachen
Allerlei Nackedeis erwärmen die Gemüter in der kalten Jahreszeit. Für ihre herrlich dumme Kampagne mit dem blutten Soldaten sollten wir der SVP dankbar sein. Für wie blöd halten die uns Frauen eigentlich? Denn auf uns – oder den Anteil pazifistischer WechselwählerInnen unter uns – ist ihre Kampagne gegen die Entwaffnungsinitiative ja offenbar gemünzt. Bloss: Wie ist das jetzt genau gemeint? Sollte bei Frauen ein unbedingter Sabberreflex mit automatischer Hirnabschaltung ausgelöst werden?
Schuldfrage
Als ich ein Kind war, lebte ich mit den Erzählungen meiner Grossmutter. Es waren keine Märchen, sondern Geschichten aus der Geschichte der Schweiz.
Eine handelte von meinem Grossvater, der nicht so alt geworden ist, wie ich heute bin. 1949 starb er, mit 39 Jahren, an Krebs. Er hinterliess meine Grossmutter und drei Schulkinder. Davor hatte er bei Bührle in der Maschinenfabrik gearbeitet: Herstellung von Landmaschinen für die Anbauschlacht – hiess es. Mit der Zeit sickerte jedoch durch, was