Kürzlich steuerte ich mit meinem Angetrauten am Arm auf meine Stammpizzeria zu. Es war ein lauer Abend, und das Glück lachte uns zweifach. Erstens: Draussen war ein Tisch frei. Zweitens: Adrette Menschen winkten fröhlich vom Nebentisch meinem Gatten zu. Für Unterhaltung war also gesorgt. Gutaussehende Bekannte sind von unschätzbarem Wert, wenn man selber eher unscheinbar ist oder gerade den Bad-Hair-Day schiebt. BH vergessen, Loch im Pulli, zwei verschiedene Socken, Schminke verschmiert:
Autor: Ina Müller
Liebe Frau Flückiger!
Ihrem offenen Brief als Vize-Miss im «Blick am Abend» ist es zu verdanken, dass so etwas scheinbar Unpolitisches wie die Wahl der «Miss Schweiz» schon zum zweiten Mal hier besprochen wird. Es liegt mir fern, Ihnen etwas «an den Kopf werfen» zu wollen, wie Sie fürchten. Das wäre tatsächlich sinnlos. Lieber möchte ich Ihre Klage über den Rauswurf der Missenwahl aus dem Schweizer Fernsehprogramm ein wenig anders verdrahten.
Sie bedauern, dass der Anlass in der neoliberalen Strömung keine
Gut für alle?
Heute flatterte mir ein Brief ins Haus: die Initiative für ein Bedingungsloses Grundeinkommen für alle (BGE). Ich habe sofort unterschrieben. Denn ich finde es toll, dass die InitiantInnen eine alte Gesellschaftsutopie aufgreifen, die völlig neben dem weltweiten kapitalistischen Imperativ von Fleiss, Produktivität und Gewinnstreben liegt, und sie in eine gegenwartsbezogene Form bringen. Meine Unterschrift bedeutet jedoch nicht, dass ich mit der inhaltlichen Ausgestaltung voll und ganz einverstanden
«Küss die Hand …
… schöne Frau» hat ausgedient. Heute heisst es: «Zieh den Bauch ein, fette Sau». Jedenfalls da, wo Mann extrem drauskommt mit weiblicher Schönheit, etwa beim «Blick am Abend» und bei der Missen-Organisation – die beide reichlich ungalant mit der Lupe zu suchende Fettpölsterchen an der gegenwärtigen Miss Schweiz an den Pranger stellen. Obwohl sie genau mit diesem Bauch und diesen Schenkeln ja die Schönste war… Ziemlich irrational wäre das – entspräche es nicht der sexistischen
Ökolügie
Immer mehr Menschen machen sich Gedanken über ökologische und gerechte Ernährung. Wir kaufen saisonale Früchte und pestizidfreies Gemüse, vermeiden Leckerbissen vom andern Ende der Welt und boykottieren Anbau-Gebiete, in denen faktisch Sklavenhaltung praktiziert wird. Dies schädigt das Geschäft von Agromultis und Grossverteilern offenbar so sehr, dass sie Gegensteuer geben müssen. Wirtschaftsfreundliche Blätter dienen als Sprachrohre und verbreiten alles, was den Rubel rollen lässt –
Zweierlei Esel
Weil es gesund und Frühling ist, bin ich wieder öfters mit dem Velo unterwegs. Eines Morgens fuhr ich frisch drauflos mit dem Klappvelo zum Bahnhof und stieg in die S-Bahn. Ich bin ja eine ehrliche und manchmal sogar vorauseilend gehorsame Person, und so löste ich trotz Klapp-Klepper vorher noch ein Velobillett. Man weiss halt leider nie so genau, wie die Bahn es gerne haben möchte. (Denn ein andermal stieg ich mit einem Fahrrad samt -Billet bei der Tür mit Velozeichnung drauf ein und stellte
Fragile Familie
In verschiedenen Medien kursiert die Meldung: Der Schweizer Musik-Weltstar DJ Bobo denke ans Aufhören, weil seine Schwiegermutter, die während seinen Tourneen immer zu den Kindern schaute, gestorben ist. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Ich habe mir bisher vorgestellt, dass erfolgreiche Menschen für ihre privaten Angelegenheiten einfach Hilfskräfte anheuern: Butler, Kindermädchen, Hauslehrer, Köchin usw. Schon in meinem Bekanntenkreis gibt es das, und auch ich selber kann bzw. muss zwischendurch
Verantwortung
In einem meiner zahlreichen Vorleben unterrichtete ich einst an einer Schule für zukünftige Sportlercracks. Die Schule gibts nicht mehr, bzw. sie hat fusioniert, die Schüler sind keine Kinder mehr, und ich bin keine Sprachlehrerin mehr. Aber wir können einander in der Zeitung sehen. Denn einige der Knaben sind unterdessen tatsächlich Profisportler geworden: Jungtalente bei FCZ, GC, Flyers, Lakers … Das sei ihnen zu gönnen. Bei mir hingegen hat diese berufliche Episode ganz grundsätzlich
Menschenwürde
Zum Ersten Mal seit es den Paul-Grüninger-Preis gibt, ging er im November 2011 an eine Preisträgerin in der Schweiz. Das erstaunt vielleicht noch nicht, wir sind es ja gewohnt, in der Welt als humanitäre Retter dazustehen. Erstaunlicher ist doch die Tatsache, dass ihn Daniela Strinimann-Gemsch für Aktivitäten in ihrem eigenen Dorf erhielt. Offenbar braucht es in der Schweiz «besondere Menschlichkeit, besonderen Mut und besondere Unvoreingenommenheit» – so der Stiftungszweck des Preises
Krankes System
Spitäler und Pflege-Einrichtungen finden nicht mehr genügend Personal. Gegen eine Rekrutierung in Billiglohnländern spricht nicht nur der Widerstand von dort gegen den Braindrain, sondern auch jede sozialpolitische Vernunft. Denn die Ursachen liegen hier und müssen hier behoben werden.
Vernachlässigte Ausbildung. Nicht zufällig steigen zuwenig Jugendliche in Gesundheitsberufe ein. Es handelt sich um einen klassischen Frauenberuf, und deren Ansehen ist leider in unserer Gesellschaft niedrig.