Zurzeit macht wieder einmal ein völlig nebensächliches Thema die Runde in allen Gratisblättern. Nämlich Moritz Leuenbergers neuer Ring. Das wäre an sich nicht so schlimm. Gerade eine Pendlerzeitung darf ja gerne fragen wie ein Kind: «Du, Papi, was hat der Mann da für einen Ring an?». Etwas zwischen Ratlosigkeit und Beelendung löst bei mir jedoch die bünzlig-hämische Geisteshaltung aus, die aus den Kommentaren spricht. Der Ring betone des Bundesrats Eitelkeit oder seine weibliche Seite,
Autor: Ina Müller
Wolf im Schafspelz
Ein neues Gesetz soll die Rollenverteilung der Eltern nach einer Trennung zwingend festlegen. Es trägt den schönen Titel «gemeinsame elterliche Sorge», der Gerechtigkeit und Kindswohl suggeriert. Das ist irreführend. Ginge es wirklich um Gleichstellung, würde ich sofort zustimmen. Aber hier haben wir es mit einem klassischen Wolf im Schafspelz zu tun. Die neue Regelung betrifft in keiner Weise die Zeit, in welcher Eltern sich gemeinsam um ihre Kinder kümmern. Nicht das elterliche Engagement
Jesus und Darwin
Adventssingen mit Schnulzenheini und Schulkinder-Chor. Ein jovialer Typ (Gewerbepräsident?) bemüht sich, mit seiner Begrüssungsrede in der prächtig dekorierten, klotzig-kühlen Dorfkirche vorweihnächtliche Stimmung aufkommen zu lassen: «Jedes Jahr sagen wir uns in der Familie: Diesmal ohne Geschenke! Und jedes Jahr lassen wir den Vorsatz wieder fallen und kaufen doch welche. Aber wir sollten uns nicht grämen darüber. Geschenke kaufen ist doch gut für alle: Es macht Freude und kurbelt
Puff mit 16?
Mit sechzehn ist man im vierten Gymi oder im ersten Lehrjahr oder vielleicht noch in der dritten Sek. Als Lehrling muss man nur von 8 bis 17 Uhr arbeiten. Im Restaurant bekommt man zwar Bier, aber keinen Schnaps. Die Rössli-Bettwäsche aus dem Versandkatalog gibts nur mit Unterschrift der Eltern. Man darf noch zwei Jahre lang nicht Auto fahren. Man darf sich jedoch mit sechzehn schon prostituieren.
Während das europäische Ausland das Mindestalter für Prostitution in den nächsten Jahren auf
Bubenkram: Frauensache?
Als Pädagogin erhalte ich hin und wieder Post vom Netzwerk Schulische Bubenarbeit. Nun ja. Nachdem wir Frauen unsere Emanzipation selbst erlitten und erstritten haben, würde unsereine erwarten, dass das Gleiche heute auch für die Männer gilt. Das ist leider der Ausnahmefall. Ganz wenige BubenpädagogInnen gehen davon aus, dass die Zwangsjacke der männlichen Härte und Überlegenheit auch für Knaben und Männer ein grosses Leid darstellt. Der überwiegende Teil von ihnen glaubt nach wie vor,
Monopol
Wie so oft war ich auch neulich wieder einmal in der Apotheke. Gesundheit ist halt nicht nur regelmässig schwimmen, viel Fisch und Gemüse essen und sich nicht aufregen. Manchmal heisst Gesundheit auch: Brav die Medikamente schlucken. Tagaus, tagein. Jahraus, jahrein. Rheuma, Diabetes, Transplantation oder gar Aids, Krebs und was noch: Ärztin und Pillen sei dank heute nicht mehr zwingend ein Grund, den Löffel abzugeben. Bleibt noch der Ärger mit der Apotheke.
Zunächst einmal heisst es Anstehen.
Meno- wie bitte?
Obwohl zurzeit erst Herbst ist, kann heute schon das Unwort des Jahres gekürt werden. Es ist nämlich höchst unwahrscheinlich, dass einer (und ich meine: einer) in der verbleibenden Zeit etwas absondern wird, was noch dümmer, niveauloser, sexistischer, misogyner und von historischem Bewusstsein unbeleckter sein wird als: die «Menopausenfraktion».
Zuletzt gehört wurde der Begriff am Rande des SP-Parteitages aus dem Munde eines Delegierten. Er wollte damit jene SP-Frauen über 45 bezeichnen,
Stadtflucht
Wenn ich in meinem Heimbüro über den Bildschirmrand hinweg aus dem Fenster schaue, dann sehe ich ringsum den Herbstwald. Davor die grüne Wiese der Waldlichtung, im Osten der NachbarInnen Garten: die Blumen, Gemüse und Früchte einer 18 Jahre währenden Urbarmachung, im Norden unsere Weide, zurzeit schaflos, im Süden ein Wanderweg.
So zu wohnen ist ein Anachronismus. Stetig wartet in meinem Kopf ein böser Gedankenzwerg auf die Desillusionierung. Mit knorrigem Zeigefinger übt er Triumphreden:
Hau den Lukas!
Leider kann ich keine Entwarnung geben. Auch heute werden Sie hier wenig Erfreuliches lesen. Ja, ich möchte sogar sagen, wir begeben uns in ziemlich derbe Niederungen des menschlichen Daseins. Zartbesaitete – und ich meine damit insbesondere Männer, aber dazu später mehr – sollten jetzt weggucken. Schauen Sie doch mal nach, was Ihre Kinder mit den Streichhölzern auf dem Dachboden vorhaben, oder wischen Sie mal Staub hinter dem Sofa, ja genau da, wo Sie denken «sieht eh niemand».
Nun da
Weltschmerz!
Leute, es geht bergab mit uns. Die Steuerzahler müssen Banken retten, das Klima wandelt sich unermüdlich, und Küchenchefs melken bereits Mütter. Zu allem Übel leiden hohe Regierungsbeamte an Amnesie. Was läuft schief auf der Welt? Ein Schlaglicht auf die Ursachen.
1. Die Menschen werden immer dicker. Diesen Sommer haben Sie schon wieder durchschnittlich ein halbes Kilo zugenommen! Früher, als es noch ab und zu einen Krieg gab, war das anders. Man nahm eher automatisch ab als zu. Da dachte