Lila Latzhosen

«Müssen wir wirklich wieder die lila Latzhosen hervornehmen?», fragte eine Freundin anlässlich der neusten Anti-Abtreibungsdemo. Ja, müssen wir wohl. Denn der Nationalrat hat nun also tatsächlich die Vorlage gutgeheissen, dass nicht-(mehr)-verheiratete Eltern in jedem Fall die gemeinsame elterliche Sorge ausüben müssen – auch wenn sie sich über deren Ausgestaltung in keiner Weise einig sind. Auch wenn tatsächliche gemeinsame Sorge in der Schweiz praktisch inexistent ist.

Betrachtet Weiterlesen...

Krankschrumpfung

Im August las ich im K-Tipp: Eine Frau, die halbseitig gelähmt, sehbehindert und herzkrank ist, erhält laut Bundesgerichtsurteil keine IV-Rente, obwohl sie komplett arbeitsunfähig ist. Unsereine (versiche­rungstechnische Laiin mit intaktem Glauben an das Soziale im Menschen) fragt sich: Wie kann das gehen? Nun, ein erster Schritt in Richtung sozialer Abstieg ist es ja, «nur» Hausfrau zu sein. Und so war es – wenig verwunderlich angesichts der beschriebenen Gesundheitslage – auch bei Weiterlesen...

Emanzipati- on oder off?

Ich danke Bettina Weber ganz herzlich für ihren feministischen Artikel auf der Auftaktseite des Gesellschaftsbundes im Tagi vom 19. Juni! Eine Analyse der alltäglichen Misogynie ist eine seltene Lektüre. «Dass die eine Hälfte der Bevölkerung der anderen vorgibt, was richtig sei, weil diese eine Hälfte, ganz selbstverständlich, immer noch als das Mass aller Dinge gilt» – so ihr Fazit – mag uns ab und zu dämmern, ohne dass wir Gründe dafür nennen könnten.

Heute scheint es so, als Weiterlesen...

Liebe Frau Flückiger!

Ihrem offenen Brief als Vize-Miss im «Blick am Abend» ist es zu verdanken, dass so etwas scheinbar Unpolitisches wie die Wahl der «Miss Schweiz» schon zum zweiten Mal hier besprochen wird. Es liegt mir fern, Ihnen etwas «an den Kopf werfen» zu wollen, wie Sie fürchten. Das wäre tatsächlich sinnlos. Lieber möchte ich Ihre Klage über den Rauswurf der Missenwahl aus dem Schweizer Fernsehprogramm ein wenig anders verdrahten.

Sie bedauern, dass der Anlass in der neoliberalen Strömung keine Weiterlesen...

Fragile Familie

In verschiedenen Medien kursiert die Meldung: Der Schweizer Musik-Weltstar DJ Bobo denke ans Aufhören, weil seine Schwiegermutter, die während seinen Tourneen immer zu den Kindern schaute, gestorben ist. Das hat mich nachdenklich gestimmt. Ich habe mir bisher vorgestellt, dass erfolgreiche Menschen für ihre privaten Angelegenheiten einfach Hilfskräfte anheuern: Butler, Kindermädchen, Hauslehrer, Köchin usw. Schon in meinem Bekanntenkreis gibt es das, und auch ich selber kann bzw. muss zwischendurch Weiterlesen...

Der Schul

Als ich neulich im Zug sass, wurde ich unfreiwillige Ohrenzeugin. Eine Frau, offenbar im Bildungswesen tätig, malte in drastischen Bildern die Benachteiligung der Knaben an die Wand, so dass diese, bei gleicher Intelligenz, an den Unis schon in der Unterzahl seien. Dies sei eindeutig die Folge der Verweiblichung unserer Schulen. Ich wollte mich schon über die nahende feministische Weltrevolution freuen, denn wie lange kann das noch dauern, wenn jetzt schon die Unis weiblich sind und ausserdem Weiterlesen...

Heiliger Bimbam

Wer von uns kann schon beurteilen, was in den arabischen Ländern zurzeit wirklich vorgeht? Erstaunlich viele, so scheint es. In den Kommentarspalten der Gratiszeitungen melden sich jedenfalls haufenweise ExpertInnen, die mit Hohn und Spott quittieren, was die libysche Übergangsregierung angekündigt hat: Dass in Libyen ein Rechtsstaat auf den Grundlagen der islamischen Scharia konstituiert werden soll. Ein Aufschrei hallt durch die Sphären des westlichen Internets: Die Scharia! Das ist doch Weiterlesen...

Hingehen

Als Mutter eines Mädchens bin ich die Eigentümlichkeiten der Kindermode gewohnt. Über Pink und Rüschen in der Mädchenabteilung wie auch über Monster- und Waffensujets in der Knabenabteilung wollen wir mal hinwegsehen. Bemerkenswert sind die Grössen. Kinderkleider gehen ja nach Körpergrösse. Grösse 140 passt also für 140 cm grosse Kinder. So würde man meinen. Tatsache ist aber: Für Knaben ist die 140 immer etwa eine Grösse grösser geschnitten als für Mädchen. (Mädchen sind eben Weiterlesen...

Bööggin

Ich war wieder einmal am «Sächsilüüte». Der Hunger eines Kindes nach Süssigkeiten hat mich da hingelotst, und auch sein Wunsch, dabeizusein. Denn: Wer möchte nicht dabeisein? Ganz egal wobei, wenn es nur schön aussieht, in der Öffentlichkeit stattfindet, von allen bejubelt wird – und Süssigkeiten absetzt. Am Kinderumzug ging die Rechnung auf: Wir winkten den kleinen FreundInnen zu, lernten etwas über historische Kostüme, hörten Blasmusik, und am Ende waren die Hosensäcke vom Schleckzeug Weiterlesen...

Was lange gärt …

Meine Mutter hatte vier Jahre lang die Primarschule besucht und nie einen Beruf erlernt. Mit 13 Jahren wurde sie Waise und führte ab da den elterlichen Bauernhof im Appennin. Als sie 16 war, drängten ihre Geschwister sie, in die Schweiz zu kommen. Sie waren alle emigriert und sahen die Jüngste nicht gern allein und weit weg. In der Schweiz arbeitete sie als Hilfskraft in Heimen und im Service. Mit 20, das war 1966, wurde sie schwanger. Zur Selbständigkeit entschlossen, floh sie in die Heimat, Weiterlesen...