Am heissesten Tag des Jahres sitze ich am Computer, und meine Kleider riechen komisch. Nicht, was Sie denken! Ich war in den Sommerferien bei meiner Mutter zu Besuch gewesen: Eine Woche lang schlecht schlafen auf dem Sofabett. Eine Woche italienisches Fernsehen. Eine Woche lang Kleider, die – kaum abgestreift, wie von Zauberhand verschwinden und bald darauf stark duftend (oder eben: komisch riechend) an der Wäscheleine hängen. Eine Woche lang politische Anekdoten einer ungelernten, italienischen
Autor: Ina Müller
Aufreger!
Wie kommen eigentlich die Nachrichten in den Zeitungen zustande? «Ist doch logo», werden Sie sagen, «ReporterInnen rasen in der Welt herum, um live dabei zu sein, wo immer etwas passiert. Oder wenn mal nichts passiert, lesen sie beflissen Fachzeitschriften und fassen die hochkomplexen Sachverhalte in allgemein verständliche Worte. Dabei sind sie objektiv und unparteiisch und trennen ihre Meinung immer deutlich von der Berichterstattung.» Und was der beruflichen Fertigkeiten mehr sind.
Es geht
Frauen verstümmeln
Eine akrobatische Denkleistung vollbrachten Anita Thanei, Andrea Martina Geissbühler, Christa Markwalder Bär, Barbara Schmid-Federer, Brigit Wyss, Lukas Reimann und Daniel Jositsch. Sie beschlossen (als Subkommission der nationalrätlichen Rechtskommission) einstimmig, dass selbst schwere Genitalverstümmelungen an Frauen ab 18 in der Schweiz zukünftig erlaubt sein sollen. Wovon reden wir da eigentlich? (Ich hoffe, Sie sind nicht gerade beim Essen.)
Klitoridektomie (Typ I): Partielle oder
Bitte nicht
Gerne denke ich an die Anfänge meiner journalistischen Laufbahn zurück. Für einmal habe ich alles richtig gemacht! Der Rest war Schicksal.
Schon während meines Zweitstudiums der Publizistik suchte ich mir eine Stelle, um auch praktisch ins Metier einzutauchen. Bald fand ich Arbeit als Redaktionsassistentin bei einem kurligen Mannli – nennen wir ihn Herrn Mann -, der dafür bekannt war, reihenweise glänzenden Journalisten die Grundzüge des Fachs mit auf den Weg gegeben zu haben. Um diesen
Kasten
Die Schweiz führt das Kastensystem ein. Es gibt drei Kasten: die Untermenschen, die Obermenschen und die Übermenschen.
Die Untermenschen sind die unberührbare Kaste. Damit niemand sie versehentlich berührt, werden sie eingesperrt. Sie existieren gar nicht richtig, sondern falsch, vor allem am falschen Ort. Für ihre Existenz gibt es keinen Beweis – ausser ihren Leib; aber der zählt nicht. Denn es existiert nur richtig, wer es schriftlich beweisen kann. Mündlich kann ja jeder erzählen,
Traurige Kartoffel
Schnüff, macht die Kartoffel*, packt ihr Bündeli und wandert aus. Sie ist soeben des Landes verwiesen worden. Ihr Erbgut ist zuwenig schweizerisch, zuwenig reinrassig und zuwenig hochgezüchtet. Traurig guckt die Corne de Gatte an ihrem delikaten Bäuchlein herunter und wischt sich die Tränchen aus den vielen Augen. Wer gibt ihr jetzt Asyl? Muss sie gar ins Gefängnis? (*Maskottchen der Kampagne «Vielfalt für alle!»)
Der Bund verordnet Grossreinemachen bei den Gemüsesorten. Wie bei den übrigen
Provinz im Kopf
In den Ferien hatte ich ein Déjà-Vu. Denn ich hatte viel Zeit, um vom Lande kommend ziellos in der Stadt herumzustrolchen. Und ich war ja schon einmal so ein richtiges Landei gewesen. Mir persönlich war das damals nicht bewusst, was aber gerade ein bestimmendes Merkmal für Landeier ist. Man kommt in die Stadt und denkt: Also, ich bin im Fall auch nicht blöd, obwohl ich vom Land komme. Dass du blöd bist, weil du vom Land kommst, denken viele StädterInnen gar nicht aktiv (ausser du fährst
Lieber Hr. Largo!
Von Ihren Erziehungsbüchern bin ich sehr begeistert. Denn ich hatte immer den Eindruck, Sie sprächen von Menschen, und nicht in erster Linie von Männern und Frauen. Was in hiesigen Breitengraden lange Zeit unbestritten war – nämlich, dass Mädchen einfach dümmer sind als Knaben – haben Sie nie unterstützt. Sie lieferten keine Rechtfertigung dafür, dass Mädchen im Direktvergleich mit Knaben meist schlechter abschnitten. Sie fanden in Ihren Untersuchungen bei den Mädchen kein gemütvolleres
Quoten her!
Unsere krisengeschüttelte Zeit! In den Zeitungen nur Finanzkollaps, Kriege, Naturkatastrophen; Bankgeheimnis, Umweltzerstörung, Flüchtlingsströme. Nur etwas ist noch schlimmer – am 24. März (merken Sie sich diesen schwarzen Tag) prangte es schweizweit auf der Titelseite: «Schulalarm: Buben leiden unter Frauen».
Das lässt Übles ahnen. Eine Verschwörung von Frauen, Buben generell schlechtere Noten zu geben? Eine VPM-ähnliche Sekte von Männerhasserinnen am Drücker? Buben kriegen Schläge,