Jahres-Rück- und Vorschau: Wurde das Jahr im Einklang mit den Lebenszielen verbracht, sind diese überhaupt richtig gesteckt? Ich wollte ja einst gewerbsmässig fotografieren. Aber ein übles Zerwürfnis hat die Weichen anders gestellt. Einer Freundin gefiel damals meine autodidaktische Kunstfotografie; sie erhoffte sich von mir spezielle Bilder von ihrer Hochzeit. Für einen Assistenten reichte das Budget – eine Pauschale auf der Grundlage von 30 Franken pro Stunde – leider nicht, aber es
Autor: Ina Müller
AHV-Klau
Unser SP-Sozialminister Alain Berset! Will die AHV und die 2. Säule reformieren … Wie kann er politische Blockaden überwinden und die Chancen für eine Reform erhöhen? Wir erinnern uns: Bisherige Vorstösse zur Abwendung eines Schuldendebakels bei der Altersvorsorge wurden vom Volk bachab geschickt – da sie alle eine Senkung der Renten für die breite Bevölkerung bedeutet hätten. Eine schrittweise Erhöhung des Frauen-Rentenalters auf 64 wurde jedoch 1997 gutgeheissen. «Warum nicht den
Herbstwanderung
Nach der Begegnung mit der handywandernden Familie (s. meine letzte Kolumne) setzten wir unseren Weg südwärts fort. Das Ziel: Kastanien sammeln auf dem Abstieg von Soglio nach Castasegna, dem letzten Schweizer Dorf im Bergell, an der Grenze zu Italien. Je tiefer ins Tal hinab und je südlicher der Pfad sich wand, desto grösser und reifer fielen die Früchte von den Bäumen. Vieles, was wir oben nach mühseligem Klauben aus stachelbewehrten Hüllen mit Begeisterung in unseren Plastiksack gesteckt
alles jederzeit überall
Weitab vom Alltag sass ich im Bergell auf einem Bänklein, als eine Familie sich näherte. Sie wanderte sie ohne Landkarte, dafür aber mit dem Handy. Bei der nahen Weggabelung diskutierte man, welche Richtung zu nehmen sei, reckte das Telefon in die Luft, verglich mit den Angaben des Wegweisers, rätselte über dessen Aufschrift und ging dann weiter, nicht ohne die Wanderung weiterhin mit den Informationen des Gerätleins zu vergleichen.
Zwar weiss ich nicht, ob es sich um einen Ortungsdienst
Lila Latzhosen
«Müssen wir wirklich wieder die lila Latzhosen hervornehmen?», fragte eine Freundin anlässlich der neusten Anti-Abtreibungsdemo. Ja, müssen wir wohl. Denn der Nationalrat hat nun also tatsächlich die Vorlage gutgeheissen, dass nicht-(mehr)-verheiratete Eltern in jedem Fall die gemeinsame elterliche Sorge ausüben müssen – auch wenn sie sich über deren Ausgestaltung in keiner Weise einig sind. Auch wenn tatsächliche gemeinsame Sorge in der Schweiz praktisch inexistent ist.
Betrachtet
Krankschrumpfung
Im August las ich im K-Tipp: Eine Frau, die halbseitig gelähmt, sehbehindert und herzkrank ist, erhält laut Bundesgerichtsurteil keine IV-Rente, obwohl sie komplett arbeitsunfähig ist. Unsereine (versicherungstechnische Laiin mit intaktem Glauben an das Soziale im Menschen) fragt sich: Wie kann das gehen? Nun, ein erster Schritt in Richtung sozialer Abstieg ist es ja, «nur» Hausfrau zu sein. Und so war es – wenig verwunderlich angesichts der beschriebenen Gesundheitslage – auch bei
Was macht eigentlich …
… Doris Fiala? Man weiss es nicht genau. Ist es Flucht nach vorn? Schadensbegrenzung? Auf Wikipedia gibt es einen Eintrag über sie, dessen Links in den Fussnoten zur Hälfte auf ihr Debakel mit dem «ehrenamtlichen» Präsidium der Aids-Hilfe verweisen. Ich bin versucht, Mitleid zu empfinden. Aber sie weiss ja, was sie tut – schliesslich ist sie PR-Beraterin und die Selbstdarstellung ihr Geschäft. Jedenfalls schrieb sie vor 10 Tagen Briefe. An all die vergraulten SpenderInnen der Aids-Hilfe,
Wenn hinter Gurken Gurken gurken
Es ist ja durchaus verständlich, dass sich im Hochsommer die Saure-Gurken-Zeit ankündigt. Wer wollte den Zeitungen auch übel nehmen, dass die ganze Welt in den Sommerferien weilt. Gerade die Wochenblätter kommen da in arge Not. An den Einfällen, mit denen sie dennoch ihre Seiten füllen, scheidet sich dann die Spreu vom Weizen. So dachte ich, als ich letzte Woche Zeitung las. Die WoZ widmete ihren ganzen zweiten Bund der leichten Muse Olympia – vergnüglich und hintergründig, mit hochstehender
Noch nicht am Ziel
Margarethe Mitscherlich, Psychoanalytikerin und eine der grossen feministischen Denkerinnen des letzten Jahrhunderts, ist mit 95 Jahren verstorben. Bis zuletzt hat sie noch therapeutisch gearbeitet, und ihre Ansichten zur geschlechterpolarisierten Welt bleiben brandaktuell. Man könnte sie als jene Feministin karikieren, die behauptet habe, Frauen seien die besseren Menschen als Männer. Aber das wäre oberflächlich und dumm. Eines ihrer Hauptanliegen war, darzulegen, dass die Geschlechterrollen
Emanzipati- on oder off?
Ich danke Bettina Weber ganz herzlich für ihren feministischen Artikel auf der Auftaktseite des Gesellschaftsbundes im Tagi vom 19. Juni! Eine Analyse der alltäglichen Misogynie ist eine seltene Lektüre. «Dass die eine Hälfte der Bevölkerung der anderen vorgibt, was richtig sei, weil diese eine Hälfte, ganz selbstverständlich, immer noch als das Mass aller Dinge gilt» – so ihr Fazit – mag uns ab und zu dämmern, ohne dass wir Gründe dafür nennen könnten.
Heute scheint es so, als